Washington/Wien - Die Spannungen zwischen dem Pentagon und dem amerikanischen Außenministerium haben nach einem Vortrag, in dem Newt Gingrich, der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Republikaner im Repräsentantenhaus, Außenminister Colin Powell andauernde diplomatische Erfolglosigkeit vorgeworfen hat, klar zugenommen (DER STANDARD berichtete). Große überregionale Zeitungen der USA, New York Times und Washington Post, orten eine verschärfte Tonart in der Auseinandersetzung zwischen den beiden Ministerien, die den Rumsfeld-freundlichen NYT-Kolumnisten William Safire sogar dazu veranlasst hat, von einem "Comeback" der systematischen politischen Beleidigung zu sprechen.

Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz werde in demokratischen Kreisen als "Wolfowitz of Arabia" verunglimpft, und Powells Vize Richard Armitage ging sogar so weit, dem Vortragenden Gingrich implizit einen Mangel an geistiger Gesundheit vorzuwerfen.

Außenminister Powell und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld stehen seit langem für zwei gegenläufige Strebungen in der Bush-Regierung. Während der Außenminister mehr auf internationale Kooperation setzt, gilt der Verteidigungsminister als Proponent eines harten "Amerika Zuerst"-Kurses. (win/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.4.2003)