Plakat: Projekttheater

Feldkirch - 15 Jahre freie Theaterarbeit heißt für das Projekttheater Vorarlberg in Zahlen: 50.000 Besucherinnen und Besucher in 680 Vorstellungen, 27 Produktionen, davon drei Uraufführungen, 200 Gastspiele in ganz Österreich. Aber auch: rennen um Subventionen und Kredite. "Wir finanzieren die Banken", lautet das triste Fazit von Dietmar Nigsch und Maria Hofstätter.

Walsertaler "Wirtin"

Am Anfang war die Wirtin. Jene von Peter Turrini. Das resche Weib wirbelte im Theaterzelt auf dem Fußballplatz von St. Gerold kräftig Staub auf. Nigsch hatte sich ausgerechnet die Bergheimat als Geburtsstätte für sein Projekttheater ausgesucht.

Das 15-Jahr-Jubiläum der freien Theatergruppe wollte Nigsch eigentlich mit dem "Walserherbst", einem "Festival zwischen Tradition und Innovation" feiern. Die regionalen Kulturimpulse wird es aber erst im nächsten Herbst geben, zu umfangreich wurde das Programm, zu zeitaufwändig die Vorbereitung.

So wird die Jubiläumsproduktion an jenem Ort aufgeführt, den Dietmar Nigsch und sein früherer Partner Walter Hiller vor acht Jahren für das Theater entdeckt haben: im Feldkircher Hallenbad.

Bis 15. Mai ist lustvolles Wühlen im Dreck angesagt. Susanne Lietzow inszeniert "Der Drang" von Franz Xaver Kroetz. Renate Schuler hat dazu das Hallenbad zur erdreichen Kleingartenidylle mit Fertigteil-Bauernhaus umgestaltet. Wie im richtigen Leben werden Hüsle und Gärtle zum Austragungsort (außer-)ehelicher Nahkämpfe. Gespielt wird das Stück zwei Wochen lang täglich außer Sonntag.

Trotz Jubiläums hat sich noch kein Subventionsgeber mit Präsenten eingestellt. Wie jedes Jahr wartet die Theatergruppe auf schriftliche Zusagen von Bund, Land und Stadt. Bis die Fördergaben eintrudeln, müssen Nigsch und Hofstätter ihre Produktionen vorfinanzieren. Subventionszusagen auf zwei, drei Jahre wären der Geburtstagswunsch der Theatermacher. (jub/DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2003)