Kritik an den Online-Aktivitäten der Telekoms sowie des ORF kommt von heimischen Zeitungsverlegern. "Medien sollten in ihren Online-Aktivitäten nicht durch staatsnahe Betriebe wie Telekom-Betreiber oder öffentlich-rechtliche Rundfunksender behindert werden", sagte Eugen Russ, Geschäftsführer des Vorarlberger Medienhauses, am Montag bei der Tagung "Medien in der Informationsgesellschaft - Status Quo und Perspektiven in Österreich" im Museumsquartier in Wien.

Russ kritisiert Werbung bei orf.at

Russ hält es nicht für gerechtfertigt, dass der ORF im Online-Feld "völlig frei" agiert. In Deutschland und der Schweiz sei es öffentlich-rechtlichen Sendern etwa nicht gestattet, in den Online-Diensten Werbung zu schalten. "Der ORF hat die Aufgabe umfassend zu informieren", hielt ORF-Online-Direktor Ronald Schwärzler dem entgegen. Die Finanzierung müsse auch im Online-Bereich zum Teil über die Rundfunkgebühren und zum Teil über Werbung finanziert werden. Man agiere hier nicht im Widerspruch zum Gesetz, so Schwärzler weiter.

ORF-Gesetz werde anders verstanden als es gemeint war

"Das ist das ständige Phänomen beziehungsweise das Problem mit dem ORF, dass er das Gesetz anders versteht, als es gemeint war", meinte indes "Kurier"-Herausgeber und -Chefredakteur Peter Rabl. Mobilkom-Generaldirektor Boris Nemsic sieht seine Branche hingegen überhaupt nicht als Mitbewerber der Medien. "Uns geht es um die Übertragung." Die Welt werde in zehn Jahren zwar nicht "paper-less" sein, aber etwas mehr "wire-less".

Hintergrund der Auseinandersetzung ist der "gnadenlose Wettbewerb um die Mediennutzungsdauer und Medienbudgets der Konsumenten", wie es Krone.at-Geschäftsführerin Susanne Obermayer nannte. Die Gesamt-Mediennutzungsdauer beträgt in Österreich derzeit rund acht Stunden pro Tag. "Das kann nicht unbegrenzt weiterwachsen."

Trend zu bezahlten Internet-Diensten

Verbessern sollten sich indes die ökonomischen Perspektiven der verschiedenen Online-Dienste. Bis vor kurzem noch Verlustbringer würde im Jahr 2003 in den USA kein Medium mehr Defizite im Online-Bereich schreiben, berichtete Multimedia-Pionier Russ. Mit dafür verantwortlich sei der Trend zu bezahlten Inhalten.

Auch "Kurier"-Herausgeber Rabl meinte, dass sich die Zeiten, in denen das wertvolle Gut Content verschenkt wurde, dem Ende neigen. Beim "Kurier" werde man noch im Laufe dieses Jahres dazu übergehen, für Internet-Inhalte Geld zu verlangen. Es gehe nur noch darum, das richtige Verrechnungsmodell zu finden.