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Cannabis-Blatt: Ein wertvolles Arzneimittel

Foto: APA/EPA/ABIR SULTAN

Birmingham/Wien - "Hanf wird von allen Seiten negativ stigmatisiert", kritisiert der österreichische Arzt Kurt Blaas, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft "Cannabis als Medizin". Es sei nicht einzusehen, dass ein wertvolles Arzneimittel, das in medizinisch indizierten Dosen verabreicht, kaum Nebenwirkungen zeigt, immer noch derart verteufelt wird.

Unterstützung bekommt der Mediziner von einem Kollegen aus Großbritannien: Gesetzgeber sollten ernstlich darüber nachdenken Cannabis zu lizensieren, fordert Roger Pertwee, einer der prominentesten Drogenexperten Großbritanniens, beim Festival der British Science Association in Birmingham. Pertwee will Cannabis allerdings nicht in Form von Zigaretten freigeben, da dies lungenschädigend sei. Vielmehr sieht der Experte Cannabis-Produzenten aufgefordert, neue Verabreichungsformen anzubieten. Ein weiterer Vorteil einer lizensierten Freigabe sei, dass Cannabis dadurch sicherer wird. Pertwee tituliert eine solche Lösung als "Schadensbegrenzung". Erst im Vorjahr scheiterte der Vorstoß an einem Veto von David Nutt, dem obersten Drogenbeauftragten der britischen Regierung.

Mediziner: Skeptisch gegenüber völliger Freigabe

"Eine generelle Freigabe von Cannabis würde mehr Schwierigkeiten verursachen als man glaubt", meint hingegen der Mediziner Blaas. Ein ganz wesentlicher Punkt wäre die unbedingte Einhaltung des Jugendschutzes, die eine Abgabe an unter 18-jährige verbietet. Sinnvoll sei jedoch eine Lizensierung des Cannabis. Das bedeutet, dass die Pflanzen kontrolliert angebaut werden müssen, um sicherzustellen, dass sie frei von Pestiziden und Düngemitteln sind und immer die gleiche Qualität haben.

"Eine Hanfpflanze liefert zwischen 40 und 60 verschiedene Cannabinoide. Daher muss auch sichergestellt werden, welche dieser Substanzen abgegeben werden", erklärt Blaas. "In der Medizin werden derzeit Dronabinol und Cannabidiol angewendet." Eine weitere Herausforderung ist die Frage der Abgabe. Dass man diese Substanzen einfach im Lebensmittelhandel kaufen kann, hält Blaas für nicht sinnvoll. Nur speziell lizensierte Einrichtungen wie etwa Apotheken sollten damit beauftragt sein, Cannabis zu verkaufen.

"Natürlich ist auch darauf zu achten, dass es bei Konsumenten zu keinen Anhäufungen von Cannabis-Produkten kommt", argumentiert Blaas. Daher sei eine ärztliche Verschreibung von kleinen Packungsgrößen eine gute Möglichkeit, dies zu unterbinden. "Wir wollen das natürliche Cannabis für die medizinische Anwendung fördern, denn dadurch ergibt sich eine breite Behandlungspalette", erklärt der Mediziner. (pte/red)