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Christine O'Donnell war die Kandidatin der Tea-Party in Delaware. Gestern Nacht hat sie die Vorwahlen der Republikaner gewonnen.

Foto: REUTERS/Tim Shaffer

Am zweiten Oktober ist alles vorbei. Dann hat auch Louisiana über die Kandidaten der Midterm-Elections am 2. November entschieden. Am Dienstag waren sieben US-Bundesstaaten an der Reihe, ihre Kandidaten für die Wahlen zu bestimmen. Spannend war vor allem Delaware. Dort konnte die erzkonservative Tea-Party-Bewegung erneut einen Sieg verbuchen. Deren Kandidatin, Christine O'Donnell (41), gewann gegen den Vertreter des republikanischen Parteiestablishments Michael N. Castle (71).

Bangen um Stimmen der Moderaten

Es war die achte Niederlage eines vom nationalen republikanischen Wahlkampf-Komitee unterstützten Kandidaten bei den Vorwahlen in diesem Jahr. Der Sieg der Tea Party Kandidaten könnte eine Schwächung der Republikaner bei den Midterm-Elections bedeutet. Der radikale Kurs der Tea Party, die vor allem gegen Präsident Obama und den ihrer Meinung nach wachsenden Einfluss des Staates wettert, könnte die Republikaner die Stimmen der Moderaten und Unentschlossenen kosten.

Der "Tea Party Express" unterstütze den Wahlkampf O'Donnells mit 250.000 US-Dollar, Sarah Palin gab eine Wahlempfehlung ab und auch Jim DeMint, republikanischer Senator für South Carolina sprach sich für O'Donnell aus. DeMint ist Mitglied der christlich-fundamentalistischen Organisation The Family und lehnt Abtreibungen auch im Fall von Vergewaltigungen ab.

"Passion Christi" und verzögerter Uni-Abschluss

O'Donnell war vor ihren politischen Avancen als Marketing-Beraterin tätig. Zu ihren Kunden zählten der Kinofilm "Die Passion Christi" und ein Porträtmaler aus dem Vatikan. O'Donnell behauptete jahrelang sie hätte seit 1993 einen Abschluss in Englisch und Kommunikationswissenschaften von der Fairleigh Dickinson University. Im Laufe des Wahlkampfes stellte sich heraus, dass sie diesen Abschluss erst am 1. September 2010 bekommen hat. Warum es die Verzögerung gegeben hat, ist nicht restlos geklärt. O'Donnell sagt, sie habe lange gebraucht, um ihren Studienkredit zurückzuzahlen. Mitte der 90er Jahre unterstütze O'Donnell eine christliche Kampagne gegen Masturbation.

Der innerparteiliche Wahlkampf war hart und die Schmützkübel, die normalerweise erst im Kampf gegen die Kandidaten der anderen Parteien ausgepackt werden, kamen früher zum Einsatz. Der Wahlkampf hat die Republikaner Geld gekostet, das bei den Midterm-Elections fehlen könnte. Die Republikaner hatten damit gerechnet, in Delaware einen der Senatssitze ergattern zu können, die ihnen zur Mehrheit verhelfen könnte. Wahlstrategen wollen das Wahlergebnis in Delaware genau analysieren. Wahrscheinlich werden sie sich dafür entscheiden, Parteigeld anderswo einzusetzen - ein Zeichen, dass sie O'Donnell einen Wahlsieg im November nicht zutrauen. Auch Karl Rove, ehemaliger Bush-Berater und Stabschef im Weißen Haus, hält O'Donnell nicht für die beste Kandidatin. Das sagt er auch in einem Interview auf Fox News. Rove: "Da waren viele irre Sachen, die O'Donnell gesagt hat." (Reuters/mka, derStandard.at, 15.9.2010)