"Revoltieren macht sich immer gut": Gábor Miklósi, Reporter aus Ungarn.

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Slowakische Rechtsradikale diffamieren den Reporter Sergej Danilov.

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Von Fall zu Fall entscheiden: STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid.

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Slowakische Ex-Außenminister Miroslav Lajèák.

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Ein Pastor will den Koran verbrennen. Eine politische Partei lässt User auf einer Homepage auf Minarette schießen. Demonstrationen gegen Schwule werden vom staatlichen Rundfunk verschwiegen. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy regt an, Roma abzuschieben. Für Medien stellt sich die Frage: Sollen sie diese Ereignisse ignorieren oder über sie berichten - und sich dem Vorwurf aussetzen, extremistische Tendenzen zu beschleunigen oder gar auszulösen?

"Medien sind prinzipiell dazu da, um zu informieren", sagte der slowakische Reporter Sergej Danilov beim Kongress der Pressefreiheitsorganisation IPI in Bratislava. Viele Aktionen von extremistischen Organisationen würden auf mediale Aufmerksamkeit zielen. In diesem Fall sei es Aufgabe der Medien, zu analysieren und zu kommentieren, meinte Danilov.

Sarkozys Abschiebungspolitik zu ignorieren wäre in jedem Fall falsch gewesen, meint STANDARD-Chefredakteurin und IPI-Vorstandsmitglied Alexandra Föderl-Schmid nach Verurteilung durch die EU: "Ich glaube nicht, dass die EU reagiert hätte, wenn wir nicht so ausführlich berichtet hätten."

Schlagzeilen garantiert

"Berichte über Extremismus garantieren Schlagzeilen. Sie verkaufen sich gut", kritisierte der slowakische Ex-Außenminister Miroslav Lajèák. "Tonnen von Hassmails" erhält der ungarische Journalist Gábor Miklósi. Ungarns Rechtsextremisten haben es auf ihn abgesehen. Bei Veranstaltungen werde er regelmäßig angerempelt. Fast täglich marschieren die Rechtsradikalen und präsentieren sich als gebildete Elite. Von den Mainstream-Medien seien diese Gruppen längst akzeptiert: "Gegen das Establishment zu revoltieren macht sich immer gut", erklärt Miklósi deren Erfolge. "Gypsy-King", wird Danilov von slowakischen Rechtsextremisten genannt. Auch er erhalte Hassmails.

"Twitter und Facebook helfen Rechtsradikalen, sich zu organisieren, sagte Lajèák. In Österreich sei das nicht nötig, sagte Föderl-Schmid: "Extremisten sind hier Teil des Establishments. Mit der "Krone" verfügen sie über eine massenwirksame Plattform." (Doris Priesching aus Bratislava/DER STANDARD; Printausgabe, 15.9.2010)