Wien - Es waren einmal ein Kommissar und seine Frau. Weil der Kommissar sich aber vornehmlich um sein Cabriolet und seine um einige Jahre jüngere Sekretärin kümmerte, beschloss seine Frau, ihn auf offener Straße zu erschießen. Leider war sie bei vorsätzlichem Mord jedoch recht ungeübt, weshalb ihr Unvermögen sie mit der Waffe in der Hand in eine nahe Apotheke in Wien-Hernals stolpern ließ.
Es waren einmal ein Therapeut und sein Patient. Weil der Therapeut sich vornehmlich um die Angstzustände seines Klienten und nicht um deren Ursache kümmerte, musste sich dieser seine Medikamente aus einer nahen Apotheke selbst abholen. Leider begegnete er dort nicht nur viel zu vielen Leuten, sondern auch einer Frau mit Schusswaffe.
Furcht und Zittern nennt sich die neueste Komödie von Reinhard Schwabenitzky, und jedes Wortspiel, das vom Titel auf die Qualität des Films schließen lässt, verbietet sich von selbst. Dennoch sollte diesbezüglich keine Unklarheit aufkommen: Die ersten zehn Minuten, in denen Schwabenitzky seine Frau und ewige Hauptdarstellerin Elfi Eschke als verhinderte Mörderin Hertha und Andreas Kiendl als agoraphoben Außenseiter Philipp aufeinandertreffen lässt, sind die besten des Films. Ab diesem Zeitpunkt, als die beiden ein flüchtiges Paar wider Willen bilden, geht es mit diesem Film ins Waldviertel.
Es braucht an dieser Stelle also nicht mehr zu interessieren, warum die beiden später Gartenzwerge zertrümmern und was uns dieser Film damit eigentlich sagen will, außer dass auch in Schrems die Biedermänner zu Hause sind. Oder warum die beiden regelmäßig Leute treffen, die sich für die Erzählung als völlig irrelevant herausstellen. Oder warum sich die Kamera an Tannen in die Höhe schraubt, als ob Michael Ballhaus, das fliegende Auge Hollywoods, sie bedienen würde.
Was jedoch interessieren sollte, ist, wieso es in bestimmten österreichischen Filmen noch immer sein darf, dass Förderungen derart ungeniert als Product-Placement missverstanden werden und deshalb völlig ungeniert ein niederösterreichisches Landesklinikum ins rechte Licht gerückt wird, während am idyllischen Marktplatz eine Bauersfrau frische Äpfel aus der Schürze leert. Die Landesförderung ist eben so hoch, wie Niederösterreich schön und sein Obst gesund ist.
Nicht zuletzt deshalb hebelt sich das Crossover aus Krimikomödie und Roadmovie beim Versuch, sozialkritische Untertöne wie häusliche Gewalt, Arbeitsplatzverlust und Diskriminierung anzuschlagen, ständig selber aus, scheitert Furcht und Zittern an simplen erzählerischen, produktionstechnischen und schauspielerischen Mängeln. Da helfen weder Herthas Chemo-, noch Philipps Psychotherapien.
Man sollte sich Furcht und Zittern also mit jenem Vorsatz ansehen, mit dem Philipp jeden Morgen zu sich selbst findet: "Heute ist ein schöner Tag. Es geht mir gut. Ich bin ganz ruhig." (Michael Pekler, DER STANDARD/Printausgabe 14.9.2010)