Die USA steuern das größte Rüstungsgeschäft ihrer Geschichte an. Wie das Wall Street Journal berichtet, sollen für rund 60 Milliarden Dollar (43,3 Milliarden Euro)
Kampfflugzeuge und Hubschrauber an Saudi-Arabien verkauft werden. Die Regierung Barack Obamas will den Kongress, der zustimmen muss, in den nächsten Tagen informieren. Erste Meldungen über den Deal hatte es bereits Mitte August gegeben, auch der Standard berichtete.

Das nahöstliche Königreich will demnach 85 neue F-15-Kampfjets bestellen und weitere 70 überholen lassen. Zudem ordert es 178 Helikopter. Das Geschäft läuft voraussichtlich über fünf bis zehn Jahre. Obamas Team dürfte es skeptischen Abgeordneten als Arbeitsbeschaffung in Krisenzeiten schmackhaft machen. Geht das durch, bedeutet es 75.000 Jobs für die von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte US-Wirtschaft.

Rücksicht auf Israel

Der Kongress dürfte das Paket, wenn überhaupt, erst nach kontroverser Debatte passieren lassen. Grundsätzlich kann er Waffengeschäfte mit nahöstlichen Kunden reduzieren oder ganz blockieren, wenn sie den Sicherheitsinteressen Israels zuwiderlaufen. Nach ungeschriebenen Regeln darf Israels militärtechnischer Vorsprung gegenüber seinen Nachbarn nicht durch Waffenexporte an arabische Länder gefährdet werden. In diesem Fall scheint ein Kompromiss in Sicht. Laut Wall Street Journal soll die nach Riad zu liefernde Version der F-15 nicht über Langstreckenwaffensysteme verfügen. Außerdem erhält Israel demnächst mit der F-35 ein überlegenes Modell.

Die geostrategische Kulisse für den Deal liefert die Angst arabischer Golfstaaten vor einer Aufrüstung des Iran, eventuelle Atomwaffen eingeschlossen. Vor dem Hintergrund iranischer Raketentests haben die Vereinigten Arabischen Emirate jüngst als erstes Land der Region Teile des neuen Abwehrsystems Thaad (Terminal High Altitude Area Defense) geordert. Thaad-Raketen sollen Kurz- und Mittelstreckenraketen abfangen. Das Pentagon will auch Saudi-Arabien als Kunden gewinnen. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 14.9.2010)