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Die Skulptur 'Kakai & Kiki' von Takashi Murakami im Schloss Versailles.

Foto: REUTERS/Benoit Tessier

Paris - Die vollbusige Plastikschönheit mit den blonden Haaren und der Riesenschleife im Haar streckt dem/der BesucherIn einladend die Hand entgegen. Miss Ko, eine Manga-Skulptur des japanischen Künstlers Takashi Murakami, wirbt in Japan für eine Schnellimbisskette. Ihr Double steht nun im altehrwürdigen Schloss Versailles bei Paris. Dort öffnet am kommenden Dienstag eine Ausstellung mit 22 Werken Murakamis, die mit ihrem knallbunten Stil so gar nicht zur barocken Schönheit des Schlosses zu passen scheinen. Der Stilbruch passiert in Versailles nicht zum ersten Mal.

Vor zwei Jahren stellte bereits der US-Künstler Jeff Koons in Versailles aus. Damals sorgte sein riesiger pinkfarbener Pudel für Wirbel. Die Reaktionen waren ähnlich gemischt wie jetzt auch wieder.

Historischer Ort

"Wir sind hier an einem historischen Ort, wir wollen sehen, wie hier Geschichte geschrieben wurde. Aber jedes Mal, wenn man eine Puppe oder ein verrücktes Monster sieht, reißt einen das aus dem Höhenflug, in den einen der Ort versetzt", schimpft der brasilianische Tourist Ricardo Neves Filho. Er steht mit seiner Kritik nicht allein, mehr als 4.300 Menschen haben im Internet bereits eine Petition gegen die Murakami-Ausstellung unterzeichnet.

Der japanische Künstler sieht den Wirbel, den er verursacht, sportlich: Es sei wie beim Fußball, sagt er, "Schießt jemand ein Tor, ist ein anderer unglücklich", sagt Murakami. Die Werke des 48-jährigem Künstlers mit seiner markanten Brille und Spitzbärtchen erzielen international Spitzenpreise. Die Modemarke Louis Vuitton gab eine Handtaschen-Serie bei ihm in Auftrag, für 5.000 Euro das Stück. Und für den Rapper Kanye West gestaltete er das Cover für das Album "Graduation" - natürlich im Stil eines japanischen Manga-Comics.

"Wir haben die Pflicht, das Kulturerbe des Schlosses für das zeitgenössische Schaffen zu öffnen", verteidigt der Leiter des Schlossmuseums und ehemalige Kulturminister Jean-Jacques Aillagon die Ausstellung. Für Murakami, der bereits als neuer Andy Warhol gefeiert wird, ist die Präsentation in Versailles etwas ganz Besonderes. "Für uns Japaner ist das Schloss Versailles so verschieden von unserer Kultur. Ich wollte den umgekehrten Effekt erzeugen, so dass die Bewohner der westlichen Welt sich fremd fühlen."

Künstler zog alle Register

Dafür hat der Künstler alle Register gezogen. In den Gärten steht ein fünf Meter hoher vergoldeter Buddha, der auf der einen Seite ein nachdenkliches Gesicht macht und auf der anderen Seite spitze Hai-Zähne zeigt. Den Spiegelsaal ziert ein knallbunter riesiger Blumenstrauß mit lachenden Blumengesichtern. Seine zwei skandalösesten Werke hat Murakami zu Hause gelassen: ein Bub, der sein Sperma als Lasso verspritzt, und eine nackte, vollbusige Frau, die über ein Springseil aus Muttermilch hüpft.

Seine GegnerInnen, zumeist konservative KunstliebhaberInnen, haben zur Ausstellungseröffnung am Dienstag zu Protesten vor dem Schlosszaun aufgerufen. Die TeilnehmerInnen sollten mit ihren eigenen "Kunstwerken" kommen, zum Beispiel einem Klo, das in einem Supermarkt-Sackerl steckt, fordern die Organisatoren. Murakami "respektiert" die verschiedenen Meinungen zu seinen Werken: "Das ist okay, so lange mich kein Extremist angreift." (APA)