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Umberto Bossi will nach Rom marschieren

Foto: APA/EPA/Magni

Lega-Chef Umberto Bossi hat damit gedroht, "zehn Millionen Anhänger in Rom aufmarschieren zu lassen", um sofortige Neuwahlen zu erzwingen. Dazu gebe es nur zwei Wege: "Eine Niederlage bei der bevorstehenden Vertrauensabstimmung in der Kammer oder einen Rücktritt des Premiers." Einen aktiven Beitrag der Lega zum Sturz der Regierung wollte Bossi keineswegs ausschließen. Gleichzeitig forderte der Minister den sofortigen Rücktritt von Kammerpräsident Gianfranco Fini und machte dazu im Fernsehen ein furzähnliches Geräusch.

Premier Silvio Berlusconi hat der Lega-Forderung eine Absage erteilt. Die Bevölkerung wünsche nicht Neuwahlen, sondern eine Fortsetzung der Regierungsarbeit. Er sei zuversichtlich, in der Abgeordnetenkammer Unterstützung zu finden. Jüngste Strategie des Premiers ist die Bildung einer Mehrheit unter Ausschluss der Fraktion seines Rivalen Gianfranco Fini. Zu diesem Zweck haben Berlusconis Vertraute in der Abgeordnetenkammer mit einer "Einkaufstour" (La Stampa) begonnen. Mindestens zehn "Fremdenlegionäre" will der Premier in den kommenden Tagen für sich gewinnen. Der Erfolg der Werbekampagne hängt nicht zuletzt von den angebotenen Gegenleistungen und Posten ab. In einer Grundsatzrede will der Premier am 28. September in der Kammer zur verworrenen Lage nach dem Konflikt mit Gianfranco Fini Stellung beziehen. Der Kammerpräsident hat indessen alle Rücktrittsforderungen kategorisch abgelehnt. Sie seien mit der Verfassung unvereinbar. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2010)