Ein großer roter Haufen Ziegelstaub, ein etwas kleinerer aus gelblichen Holzpartikeln, ein weißer Berg aus Glassplittern, ein schwarzes Häufchen Stahl: Eine höchst beschauliche Hügellandschaft hat die spanische Künstlerin Lara Almarcegui im Hauptraum der Wiener Secession aufgeschüttet. Der konzeptuelle Clou: Bei den penibel geformten Bergketten handelt es sich um jene Materialien und Mengenverhältnisse aus denen das traditionsreiche Ausstellungshaus gebaut ist. Zu sehen ab morgen, Freitag bis zum 7. November.

Schon bei der Biennale Sao Paolo zeigte Almarcegui, wie konkret und nüchtern sie ihr Interesse an Stadt, Material und Lebensraum meint und präsentierte eine genaue Auflistung von jedem Gramm Stahl, Glas, Beton, Ziegel und so fort, aus dem die Metropole Sao Paolo gemacht ist. In der Secession wird aus einem verkopften Schlaglicht eine ästhetisch ansprechende Ausstellungsarchitektur, die das Haus gleichsam von innen heraus in Schutt und Asche legt - um sich genüsslich sein wahres Innenleben vor Augen zu führen.

Foto: Wolfgang Thaler

Genauso geschehen im Kabinett im Obergeschoß: Hier wollte Almarcegui ganz handgreiflich etwas über das Haus lernen, indem sie den Parkettboden des kleinen Schauraums Plättchen für Plättchen auseinandernahm - um ihn fast parallel von der anderen Seite aus wieder aufzulegen. Ein Video dokumentiert nun über dem frisch verlegten und etwas renovierten Boden den Prozess. Sonst ist der Raum leer.

Foto: Oliver Ottenschläger

Und auch die dritte Arbeit der in Rotterdam lebenden Künstlerin zeigt in der Secession nichts: Stattdessen schickt Almarcegui ihre Besucher, mit einem kleinen Info-Heftchen ausgerüstet, auf das Brachen-Gelände am ehemaligen Nordbahnhof. Nach den Wohn- und Büroneubauten, deren Planung 2012 ausgeschrieben werden soll, wird von dem wildwuchernden Areal bald nichts mehr übrig sein. Also noch schnell hin, fordert die Künstlerin, die von der Wichtigkeit von Brachgebieten überzeugt ist: "Sie sind die einzigen nicht definierten Flächen einer Stadt", heißt es in der Broschüre. "Die Abwesenheit von Design ist ihr großer Wert." (APA)

"Lara Almarcegui", von 10. 9. bis 7. 11., Di bis So 10-18 Uhr, Secession

Foto: Wolfgang Thaler