Trari, Drara (Abkürzung für: Doktor Ainedter Rechtsanwalt - Vertreter von Karl-Heinz Grasser), ein Beschuldigter ist da. Nach sechs Stunden Einvernahme zischte KHGwieder ab.

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Wien - Am Mittwoch wurde Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser zum zweiten Mal einvernommen, diesmal durch zwei Staatsanwälte und acht Ermittler und in der Meidlinger Kaserne, wo das Bundesamt zur Korruptionsprävention und -bekämpfung daheim ist. Auch diesmal war Anwalt Manfred Ainedter dabei, sechs Stunden lang dauerte seine Befragung.

Danach zeigte sich Grasser erstens den Journalisten und zweitens zuversichtlich. Nun seien "alle möglichen Fragen beantwortet" , einen weiteren Einvernahme-Termin gebe es nicht, er gehe davon aus, dass die Ermittlungen gegen ihn bald eingestellt werden, erzählte er der Presse.

Die Staatsanwaltschaft Wien sieht das anders. Ihre Leiterin, Maria-Luise Nittel: "Es wird voraussichtlich weitere Einvernahmen geben" , Termine dafür gebe es noch nicht. Von einer Einstellung des Verfahrens sei "keine Rede, wir sind mitten im laufenden Ermittlungsverfahren und setzen das selbstverständlich fort" .

Befragt wurde der Ex-Minister laut Nittel zu den Themenkreisen Novomatic und Buwog-Privatisierung. Der Glücksspielkonzern Novomatic hatte an Grassers Freund Walter Meischberger 450.000 Euro gezahlt; ein Großteil davon landete bei Meischbergers Gesellschaft Valora, an der Grasser nach seiner Zeit als Minister beteiligt war. Der Grüne Abgeordnete Peter Pilz hat Grasser diesbezüglich Bestechung vorgeworfen, Novomatic habe Interesse an einer (eingebrachten, aber letztlich gescheiterten) Änderung des Glücksspielgesetzes gehabt. Grasser hat Pilz in dem Zusammenhang wegen Verleumdung angezeigt. Laut seinem Rechtsanwalt Ainedter hat er am Mittwoch alle diesbezüglichen Vorwürfe "entkräftet".

Insgesamt zeigte sich Grasser, der bescheiden als Beifahrer in Ainedters Smart vorgefahren war, erfreut, bei den seit Oktober laufenden Ermittlungen einvernommen zu werden: "Gott sei Dank" habe er endlich Gelegenheit gehabt, alle Vorwürfe zu entkräften. Er habe, vollkommen freiwillig, Unterlagen zu seinen Firmenbeteiligungen und auch zu persönlichen Daten vorgelegt. Mit belastenden Aussagen anderer Beschuldigter sei er nicht konfrontiert worden, erläuterte Ainedter. Und: "Es gibt nur ein paar Indizien, die herumschwirren, aber keine einzige belastende Aussage" . Ausgenommen seien natürlich die Vorwürfe von Grassers Ex-Mitarbeiter Michael Ramprecht.

Ganz so locker dürfte es freilich nicht zugegangen sein. Teilnehmer der Einvernahmen berichten, dass Grasser gegen Ende der Einvernahmen doch sehr angegriffen gewesen sei: "Man sah ihn anders, als ihn die Öffentlichkeit kennt." (APA, gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2010)