Bild nicht mehr verfügbar.

In Wien öffnete bereits die erste Tankstelle für Elektroautos.

Foto: AP

Die Hälfte der Österreicher kann sich vorstellen, in den kommenden drei bis fünf Jahren ein Elektroauto anzuschaffen. Dieses Ergebnis präsentierte kürzlich Motivforscherin Sophie Karmasin im Rahmen einer Expertendiskussion des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation Fachleuten aus verschiedenen mit E-Mobility in Zusammenhang stehenden Bereichen.

Als Hauptmotiv für das Interesse an Elektroautos nennen die 200 von Karmasin befragten Personen den Umweltschutz. Auch die geringe Geräuschentwicklung und die Tatsache, dass Elektroautos ein Stück Zukunft sind, wird von den Befragten als positiv hervorgehoben. Geringe Leistung, Reichweite und der hohe Preis schrecken allerdings die potenziellen Kunden noch ab. Die Studie hat also eher hypothetischen Charakter, sind doch noch viele Probleme zu lösen.

Durchbruch bei Batterietechnik nötig

"Der entscheidende Faktor, den Elektrofahrzeuge für ihren Durchbruch brauchen, ist die Batterie", erklärte Wilfried Sihn, Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research GmbH, in der Expertenrunde. "Jener, der als erster den Durchbruch schafft, der hat gewonnen", sagt er. Deshalb arbeiten derzeit Forscher weltweit an neuen Batterie-Konzepten, um den Kritikpunkt langer Ladezeiten und geringer Reichweiten auszumerzen.

Ein weiterer wichtiger Faktor, so Sihn, sind die politischen Rahmenbedingungen. Derzeit sind Länder wie China sehr aktiv, wenn es um die Elektrifizierung des Verkehrs geht. "In den Städten wurden qualmende Mopeds wegen zu viel Smogs verboten und elektrische Fahrzeuge subventioniert", weiß Sihn. Würden hierzulande ähnliche Anreize geschaffen, so würden sicherlich auch mehr Elektroautos auf Österreichs Straßen unterwegs sein.

Bis zur endgültigen Elektrifizierung des Verkehrs müssen noch einige Weichen gestellt werden. "Die Autohersteller stecken noch immer viel zu viel Geld in die Erforschung verbesserter Verbrennungsmotoren", sagte Sihn. Deshalb werden sich in den kommenden zehn Jahren Elektroautos wohl auch nicht durchsetzen. Die Zukunft, so der Technikexperte, gehöre trotzdem ihnen. "Wir werden ganz neue Automodelle sehen, die nichts mehr mit heutigen Karossen gemein haben."

Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen muss fallen

Der Automobilexperte Albert Lidauer, der über Jahre im GM-Vorstand war und zuletzt Ford of Europe geleitet hat, mahnte allerdings zur Eile, wenn es um die Elektrifizierung des Verkehrs geht. "Bleibt der Verbrauch fossiler Energien konstant, reichen sie noch etwa 44 Jahre", sagte er. Angesichts aufstrebender Nationen wie China, wo in den kommenden Jahren einigen Schätzungen zufolge Hunderte Millionen Autos in Betrieb genommen werden, sei die Prognose sogar noch sehr optimistisch.

Elektrofahrzeuge müssen demnach attraktiver werden. "Elektroautos sind heute eine Möglichkeit, die eigene Marktposition für die Zukunft zu stärken", zeigte sich Lidauer überzeugt. Er verweist etwa auf General Motors, wo man sich seit der Beinahe-Insolvenz vermehrt auf die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich konzentriert und mit dem rund 30.000 Euro teuren Chevy Volt einen Schritt in diese Richtung macht.

"Anstoß für den Elektroauto-Boom waren ja die hohen Ölpreise, die sich inzwischen wieder normalisiert haben. Nun müssen die Autohersteller allerdings aufpassen, dass der Fokus nicht verloren geht", sagte der Experte. "Elektroautos werden sich sicherlich durchsetzen. Sie müssen allerdings zum Lifestyle-Produkt werden, die Kosten müssen sinken und Förderungen aus der öffentlichen Hand sind als Anstoß notwendig", meinte Lidauer.

Infrastruktur muss verbessert werden

Klaus Schmid, Geschäftsführer bei Cirquent Österreich, hob schließlich noch die Bedeutung einer guten Infrastruktur für die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen hervor. Sein Unternehmen habe kürzlich die erste Elektrotankstelle Wiens eröffnet und plane gemeinsam mit dem Firmenkonsortium Ballade, in den kommenden Monaten und Jahren in ganz Österreich ein flächendeckendes Netz von Ladestationen zu etablieren. Mit an Bord ist auch die Telekom Austria, die noch dieses Jahr 30 ihrer Telefonzellen zu Elektrotankstellen umrüsten wird.

Dabei beschränken sich die Aufgaben eines Infrastruktur-Dienstleisters wie Cirquent nicht einfach nur darauf, ein flächendeckendes Netz an Steckdosen zu etablieren. Ebenso wichtig ist die Schaffung von sinnvollen Konzepten, wie das Elektrotankstellen-Netz genutzt wird. Cirquent setzt dabei auf Telekommunikation. Mithilfe des Smartphones sollen Elektroauto-Fahrer künftig ihre Ankunft bei der Elektrotankstelle vorab ankündigen, einen Platz reservieren und Einblick in ihren Stromverbrauch und die daraus resultierenden Kosten erhalten. (pte)