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Foto: AP/Giannakouris

Der Applaus der griechischen Medien nach dem Revirement in Athen war allgemein: Es sei ja höchst an der Zeit gewesen, dass Dimitris Droutsas nun endlich auch den vollständigen Titel zu jenem Amt bekomme, das er de facto schon seit Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die Pasok im vergangenen Herbst sehr erfolgreich bekleide - nämlich jenes des griechischen Außenministers.

Es ist der bisherige Karrierehöhepunkt des 42-Jährigen, der Wien als seine zweite Heimat bezeichnet und in so weichem wie perfektem österreichischen Hochdeutsch erklären kann, weshalb Athen nach der Griechenlandkrise - undiplomatisch formuliert - akkurat nicht die europäische Arschkarte gebühre.

Alle die Droutsas kennen, und davon gibt es in Wien einige, beschreiben ihn als sehr besonnenen, verbindlichen und sachlichen Typen. Er sei ein genauer Jurist, der sich nicht zu schnellen Sagern hinreißen lasse. Trotz seiner steilen Karriere bei den griechischen Sozialisten sei er unprätentiös geblieben, ein Technokrat im besten Sinne des Wortes.

Dem Habitus und Curriculum nach könnte er in der Tat auch ein österreichischer Karrierediplomat sein: Theresianum, Juridicum, Europainstitut der WU, Völkerrechtsbüro im Außenamt (als Austauschbeamter während der ersten österreichischen EU-Präsidentschaft), so lauten Droutsas' Stationen in Wien.

1999 ging er zurück nach Athen, als Berater des damaligen Außenministers und heutigen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou, mit dem ihn eine sehr enge Partnerschaft verbindet. Nach dem Ausscheiden der Sozialisten aus der Regierung wurde er internationaler Sekretär der Pasok, dann Kabinettsdirektor bei Parteichef Papandreou. 2009 avancierte er unter seinem Mentor, der als Regierungschef vorerst auch das Amt des Chefdiplomaten innehatte, zum Vizeaußenminister. Das politische Tagesgeschäft freilich führte seither Droutsas, Papandreou hatte in der Tat einiges anderes zu erledigen.

Aufgefallen ist er mit Balkaninitiativen (Beitritte bis 2014) sowie deutlichen Worten über die ernüchternde Debattenkultur in den Europäischen Räten. Als Außenminister werden ihn weiter die Nachwehen der Krise, das Verhältnis zur Türkei und vor allem die Zypernfrage beschäftigen, die in Athen derzeit große Besorgnis auslöst. Vielleicht ist Droutsas, der selber in Nikosia geboren ist, ja in der Lage, die Zyperngriechen mit seiner Besonnenheit anzustecken. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2010)