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"Kleine Stalins, die dann die feurigen Trotzkis liquidieren."

Foto: REUTERS/ALEXANDER DEMIANCHUK

Jetzt kommen's drauf, die Grünen, dass das mit der Basisdemokratie nix ist? Nachdem ihnen die Basisdemokratie praktisch die Wiener Wahl verhaut hat? Die "Basisdemokratie" ist eine Alt-Achtundsechziger-Erscheinung. Sie agierte/agiert nach dem Prinzip "Keine Macht für niemand, besonders nicht für unsere eigenen Führungspersönlichkeiten und solche, die es werden wollten".

Voraussetzung war/ist ein eiserner Hintern für endlose Gremialsitzungen und eine Begabung fürs "Fraktionieren", also die höchste Form der innerparteilichen Intrige. Leute, die einander bis aufs Blut hassen, verbünden sich, um ambitionierten oder irgendwie talentierten Leuten verlässlich ein Bein zu stellen.

Basisdemokratisch sind nicht nur (grüne) Parteien, früher war das auch an der Uni oder in manchen Redaktionen eine Phase. Zwischenmenschlich führte das - weil man ja "alles offen diskutieren muss" - zu ärgstem Mobbing und öffentlichen Psychodramen, an denen jeder Sektenguru seine Freude hätte.

In den Basisdemokratie-Sitzungen kann man oft blendende, von revolutionärem Feuer erfüllte Redner erleben. Die werden dann aber meist nichts, sondern die wahre Macht ist plötzlich, keiner weiß wie, in den Händen der stillen, erbarmungslos effizienten Bürokraten der Bewegung. Kleine Stalins, die dann die feurigen Trotzkis liquidieren. Basisdemokratie ist das Gegenteil von Demokratie. (Hans Rauscher, DER STANDARD-Printausgabe, 4./5. 9. 2010)