Berlin/Tübingen - Wissenschafter aus Tübingen und Mainz haben nach eigenen Angaben das weltweit erste Nachweisverfahren für Genmanipulation im Sport entwickelt. "Damit lässt sich Doping durch Gentransfer relativ kostengünstig nachweisen, auch lange nach dem eigentlichen Dopingvorgang", sagte Perikles Simon, Abteilungsleiter Sportmedizin an der Universität Mainz. Laut Simon könne Gendoping anhand einer Blutprobe nachgewiesen werden. Bisher waren Experten davon ausgegangen, dieser Form der Manipulation überhaupt nicht oder nur mit sehr aufwändigen Tests auf die Spur kommen zu können.

Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hält es nicht für undenkbar, dass das neue Verfahren schon bei den Olympischen Spielen 2012 in London zum Einsatz kommen kann. "Wir begrüßen die neuen Erkenntnisse sehr. Die Abschreckungs-Wirkung ist enorm", sagte Bach am Freitag. "Die Proben werden ja acht Jahre eingefroren und da ist es egal, ob die Methoden nun schon vor Olympia validiert sind oder ein halbes Jahr später." Perikles hatte am Donnerstag davon gesprochen, dass der Einsatz des Verfahrens in London ein "Wunschtraum" sei.

Die prominenten deutschen Doping-Jäger stehen dem Einsatz des Verfahrens noch zurückhaltend gegenüber. "Sicher ist es ein wertvoller Schritt in die richtige Richtung. Aber im Moment gibt es noch nicht einen Beweis, dass Gendoping überhaupt schon praktiziert wird", sagte der Heidelberger Molekular-Biologe Werner Franke. "Es gibt schließlich verschiedene Wege zur Einbringung solcher Präparate in den Körper, zum Beispiel in die Zellen des Atem-Trakts oder über die Hautzellen. Deshalb halte ich die derzeitige Diskussion für nicht aktuell."

Für seinen Nürnberger Kollegen Fritz Sörgel scheint völlig ausgeschlossen, dass das Nachweis-Verfahren bei den Spielen in London praktiziert werden kann. "Natürlich kann man das Verfahren einsetzen, aber es würde nichts bringen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis das Verfahren gerichtsfest abgesichert ist", meinte der Professor und gab zu bedenken, wie viele Jahre die Einführung des Blutpasses dauerte. "Zudem ist die Stammzellen-Forschung ein solch komplexes Ding, dass es momentan möglicherweise die Mittel der Welt-Anti-Doping-Agentur überschreitet." (APA/red)