Die Griechen sparen zwar fleißig. Die Finanzmärkte würdigen das aber nicht. Die Risikoaufschläge auf Staatsanleihen sind schon fast wieder auf Mai-Niveau, als noch halb Europa mit einer Staatspleite Griechenlands rechnete.

Wien – An positiven Meldungen zu den Sparbemühungen der Griechen mangelte es zuletzt eigentlich nicht. Das Budgetdefizit konnte im ersten Halbjahr 2010 um fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum reduziert werden. Der Rettungsfonds der Euro-Zone konstatierte den Griechen sogar, mehr gespart zu haben als zugesagt. "Das konnte man nicht unbedingt erwarten", erklärte dessen Chef Klaus Regling.

An den Finanzmärkten herrscht aber wieder alles andere als freudige Stimmung. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus Griechenland sind in den letzten Wochen wieder deutlich gestiegen – fast auf das Mai-Niveau, als noch halb Europa Angst vor einer Griechenland-Staatspleite hatte.

Würde die griechische Regierung derzeit an den Kapitalmärkten Geld aufnehmen, müsste sie 11,5 Prozent Zinsen für zehnjährige Staatspapiere zahlen. Zum Vergleich: Die Deutschen, die als "sicherer Hafen" für Anleger gelten, müssen nur etwas mehr als zwei Prozent hinlegen, die Österreicher kommen mit 2,5 Prozent davon.

Allerdings: Dank des EU-Rettungsschirms sind die Griechen noch nicht auf die Finanzmärkte angewiesen. Am 7. September soll die nächste Tranche in der Größenordnung von 6,5 Milliarden Euro von den Mitgliedstaaten für Athen lockergemacht werden. Insgesamt stehen bis 2012 rund 110 Mrd. Euro von EU und Internationalem Währungsfonds zur Verfügung. Die Mittel sind an das Umsetzen von Reformen gebunden und mit rund fünf Prozent verzinst.

Wie passen aber die positiven Budgetdaten mit den Zweifeln der Märkte zusammen? Die "gestiegene Unsicherheit über die wirtschaftlichen Perspektiven, insbesondere in den USA, haben an den Finanzmärkten insgesamt zu einer erhöhten Risikoaversion geführt" , sagt Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz.

Dadurch seien die Risikoprämien von Griechenland und anderen EWU-Peripherieländern gestiegen. "An den Märkten wird befürchtet, dass es diesen Ländern angesichts einer möglichen Konjunkturabschwächung schwerer fallen dürfte, mit ihren Konsolidierungsbemühungen wie geplant weiter voranzukommen" , meint Heise. Außerdem würden die Märkte "die Konsolidierungserfolge der griechischen Regierung nicht ausreichend honorieren" .

Citigroup-Volkswirt Jürgen Michels meint, bei Investoren bestünden "weiterhin Befürchtungen einer Staatsumschuldung" . Das würde bedeuten: Griechenland einigt sich mit seinen Gläubigern darauf, nur einen Teil der Schulden zurückzuzahlen. Der Hauptteil des Zinsanstiegs gehe aber auf das "sehr dünne Marktvolumen" und die "ausbleibende Unterstützung" durch Käufe der Europäischen Zentralbank zurück, glaubt Michels.

Entspannung in Spanien

Gelitten haben zuletzt aber nicht nur die Griechen. Auch Irland muss bereits wieder 5,6 Prozent Zinsen für zehnjährige Anleihen zahlen – so viel wie im Krisenmonat Mai. Allianz-Experte Heise führt das auf die jüngste Herabstufung der Kreditwürdigkeit Irlands durch die Ratingagentur Standard & Poor's zurück.

Portugal, das auch immer wieder als Krisenkandidat gehandelt wurde, könnte langfristige Staatsanleihen derzeit um knapp über fünf Prozent am Markt platzieren.

In Spanien hat sich die Lage dafür deutlich entspannt. Mussten Mitte Juni noch fast fünf Prozent Zinsen gezahlt werden, sind es jetzt nur mehr 3,9 Prozent. Das sei mit den "sich verbessernden Wachstumsaussichten" für das Land erklärbar, sagt Heise.

Die Spanier haben allerdings noch immer mit enormer Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Im Juli waren 20,3 Prozent der Spanier ohne Job. Damit hat das Land den letzten Platz innerhalb der EU-27 eingenommen. (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.9.2010)