Washington/Jerusalem - Trotz eines Anschlags der Hamas im Westjordanland sollen die Nahost-Friedensgespräche in Washington wie geplant stattfinden. Nach israelischen Berichten soll das seit Monaten erste direkte Gespräch zwischen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas wie geplant am Donnerstag stattfinden. Bereits heute (Mittwoch) kommen beide in getrennten Gesprächen mit US-Präsident Barack Obama zusammen. Obama wird außerdem den jordanischen König Abdullah II. und den ägyptische Präsidenten Hosni Mubarak treffen.

Der Anschlag, zu dem sich die radikale Hamas bekannte, wurde scharf verurteilt. "Es darf den Feinden des Friedens nicht erlaubt werden, die geplanten Verhandlungen zu beeinflussen", sagte auch der für den Nahost-Friedensprozess zuständige UNO-Sonderkoordinator, Robert Serry, in Jerusalem. Vielmehr müssten beide Seiten "mit Entschlossenheit und Mut und im Interesse beider Völker auf eine endgültige Einigung hinarbeiten".

Palästinensischer Präsident verurteilt Anschlag

Der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad verurteilte den Anschlag ebenfalls auf das Schärfste. Diese Aktion stehe im Widerspruch zu den Interessen der Palästinenser und unterminiere alle Bemühungen um internationale Unterstützung. Zugleich versprach Fayyad, dass seine Regierung alles versuchen werde, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.

Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, George Mitchell, äußerte sich optimistisch über die geplanten Verhandlungen. Abbas und Netanyahu seien sich bewusst über die Gelegenheit, jetzt umfänglichen Frieden in der Region schaffen zu können. "Sie wissen, dass dies ein seltener Moment ist, in dem eine Möglichkeit besteht, eine Zwei-Staaten-Lösung zu erreichen", sagte er am Dienstag in Washington.

Skepsis auf beiden Seiten

Bei den neuen Friedensverhandlungen soll es um die schwierigen Kernfragen des Nahost-Konflikts gehen, etwa den künftigen Grenzverlauf, den Status Jerusalems sowie das Problem der 4,8 Millionen palästinensischen Flüchtlinge. Auf beiden Seiten herrscht Skepsis hinsichtlich der Erfolgschancen der Gespräche, die nach dem Willen Obamas binnen eines Jahres abgeschlossen werden sollen.

Während für Israel Sicherheitsinteressen im Mittelpunkt stehen, haben die Palästinenser gedroht, die Gespräche umgehend wieder abzubrechen, sollte der Siedlungsbau im Westjordanland nach dem 26. September wieder aufgenommen werden. An dem Tag endet ein auf zehn Monate befristeter israelischer Baustopp in dem Palästinensergebiet.

Neue Bauaktivitäten angekündigt

Die Gespräche können deshalb möglicherweise beendet sein bevor sie begonnen haben, denn: Die jüdischen Siedler im Westjordanland wollen nach dem Anschlag den von der Regierung verhängten Baustopp vorzeitig beenden. Der Yesha-Rat, der die Siedler repräsentiert, kündigte am Mittwoch an, die Bauarbeiten würden am Abend wiederaufgenommen. Das Moratorium der israelischen Regierung ist auf zehn Monate befristet und läuft eigentlich bis zum 26. September. (APA/dpa)