Ankara - Suat Kiniklioglu empfängt in einer "Pastane", einer Konditorei mit Café in Cankaya, Ankaras Geschäfts- und Botschaftsviertel. "Sehen Sie die Leute hinter Ihnen?", fragt er, "vor ein paar Jahren hätten sie noch draußen auf der Terrasse zu Mittag gegessen. Jetzt gehen sie hinein, um die Gefühle gläubiger Menschen nicht zu verletzen. Die Leute haben verstanden, dass Religion Teil unserer Identität ist".

Es ist Ramadan, und auf dem Tisch, an dem der Abgeordnete der Regierungspartei AKP sitzt, steht deshalb nichts. Auch Kiniklioglu macht Kampagne für die Verfassungsänderung. "Wenn wir mehr als 55 Prozent der Stimmen bekommen, werden die Leute das als Zeichen werten, dass wir auch die nächsten Wahlen gewinnen werden", sagt er. Die sind wohl im Mai oder Juni 2011. Nach dem Referendum am 12. September beginnt also schon wieder der Wahlkampf in der Türkei. (mab/DER STANDARD, Printausgabe, 1.9.2010)