FPÖ Steiermark wirbt mit "Moschee Baba"-Spiel - Ein von den Grünen veröffentliches FPÖ-internes Papier instruiert Parteifunktionäre , wie sie das Spiel gegen die Kritik verteidigen sollen.

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Seit Montag ist im Internet ein Spiel verfügbar, bei dem der Spieler Muezzins von Minaretten schießen muss. Dass es sich bei www.moschee-baba.at um Wahlwerbung für die steirische FPÖ handelt, ist erst am Ende ersichtlich. Grünen Landtagsspitzenkandidaten Werner Kogler hat nun eine Anzeige gegen die steirische FPÖ wegen Verhetzung eingebracht, wie er in einer Aussendung schreibt. Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) reichte eine Anzeige wegen Verhetzung gegen das Spiel ein. "Es ist menschenverachtend, wie auf Muezzins und Minarette geschossen wird. Eine Weltreligion wird so herabgewürdigt." Staatsanwalt Hansjörg Bacher, sagte zum STANDARD, dass das Spiel jedenfalls nach beiden Anklagepunkte zu prüfen sei.

Wahlwerbung und Umfrage

Am Ende des Spiels erscheint die Nachricht: "Die Steiermark ist voller Minarette und Moscheen! Damit das nicht geschieht: Am 26. September Dr. Gerhard Kurzmann und die FPÖ wählen!" Über einen Link gelangt man zu einer Umfrage, wo nach einem Bauverbot für Moscheen und Minarette und einem Burkaverbot gefragt wird. Das Spiel wird auch auf der Website der FPÖ Steiermark verlinkt. 2009 sorgte bereits die Schweizer Anti-Minarett-Initiative mit dem selben Online-Game für Aufregung (derWebStandard berichtete). Die Domain www.moschee-baba.at gehört der Schweizer PR-Firma Goal AG.

"Susanne Winter-Methoden"

Kogler bezeichnet das Spiel als "Susanne Winter-Methoden im Internet". "Die Freiheitlichen verfolgen Minarette, die es nicht gibt und 40.000 steirische Arbeitslose sind ihnen egal. Sie können nicht mehr als zu hetzen und Banken und Bundesländer zu ruinieren." Winter hatte den Propheten Mohammed als "Kinderschänder im heutigen Rechtsverständnis" bezeichnet und war 2009 zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Die FPÖ-Steiermark kommentiert das Spiel auf ihrer Facebook-Seite mit: "Ein spiel zu den aktuellen aussagen von Schakfeh!".

Schießstand-Optik und die Jugend

Der steirische FPÖ-Chef Gerhard Kurzmann erklärte, das "Spiel" sei eine Art, die Jugend auf die Probleme aufmerksam zu machen und "für die Jugend, die sich nicht für Politik interessiert", erzählte er dem STANDARD. Er habe etwas dagegen, wenn Libyens Staatschef Gaddafi fordere, Europa solle sich zum Islam bekehren, der Radikalislamismus müsse bekämpft werden. Kurzmann stellte in Abrede, dass es sich bei der Machart des "Spiels" um eine Schießstand-Optik handle, es gehe nur um einen Stopp für Minarette-Bau. Man habe "Moschee-Baba" gemeinsam mit der Werbefirma des Schweizers Alexander Segert gemacht, der auch schon die Werbelinie für ein Minarettverbot in der Schweiz gestaltete.

Reaktionen

Der Steirische VP-Landtagsklubchef Christopher Drexler sagte, dieses "Spiel" sei eine Geschmacklosigkeit, "das ist nicht unser Stil". Der steirische BZÖ-Obmann Gerald Grosz meinte: "Es ist schlichtweg kindisch und entwertet jegliche politisch harte Auseinandersetzung über die Gefahren des Islamismus, wenn man ein ernstes Thema auf so eine vollkommen dumme Art und Weise herunterblödelt". Die KPÖ-Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler erklärte, die FPÖ gehöre nicht in den Landtag: "Was würden die steirischen Freiheitlichen sagen, wenn in einem Spiel auf Kirchen und Priester geschossen wird?"

"Rassistische Hetze"

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas meinte zum Spiel: "Die FPÖ hat sich für den steirischen Wahlkampf Fremdenfeindlichkeit und rassistische Hetze auf die Fahnen geheftet". Was hier als "Spiel" ausgegeben werde, sei in Wirklichkeit ein Aufruf zu Gewalt gegen eine Minderheit. "Ein derartiges politisches Stilmittel ist ein noch nie dagewesener Skandal", so Rudas, die die FPÖ ebenfalls aufforderte, das Spiel unverzüglich aus dem Netz zu nehmen.

"Geschmacklos und religionsfeindlich"

Die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) überlegt rechtliche Schritte. IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh bezeichnete das Spiel im ORF-"Morgenjournal" als geschmacklos und religionsfeindlich. Die FPÖ wolle Missgunst säen, das Spiel sei "geschmacklos und nicht nachvollziehbar in einem Land, in dem die Menschen bis jetzt in Frieden und Harmonie gelebt haben", so Schakfeh. "Das ist Religions- und Fremdenfeindlichkeit sondergleichen." Die IGGiÖ überlegt nun, welche rechtlichen Schritte zu unternehmen seien. "Man kann in Österreich mit anerkannten Kirchen und Religionen nicht so umgehen."

"Von allen guten Geistern verlassen?"

Auch der Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Omar Al-Rawi, sparte in nicht mit Kritik am Online-Spiel: "Ist die FPÖ mittlerweile von allen guten Geistern verlassen? Die Hetze gegen Religionen hat ein absolut untragbares Ausmaß erreicht." Vom Spielaufbau her handle es sich um einen Shooter, also ein Spiel, wo es darum geht, in kürzester Zeit möglichst viele Ziele abzuschießen und zu zerstören. Für Al-Rawi bläst die FPÖ damit zur virtuellen Jagd auf religiöse Symbole und Einrichtungen. Er fordert die Verantwortlichen nun auf, das Spiel umgehend zu entfernen. (Birgit Riegler/derStandard.at/31. August 2010/Colette M. Schmidt/DER STANDARD/1.9.2010/APA)

UPDATE: FPÖ musste Anti-Minarett-Spiel vom Netz nehmen

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