Roland M. Kreutzer.

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Bei vielen Web-Projekten stellt sich heute bereits zentral oder zumindest bei Schnittstellen am Rande die Frage nach der Art der Umsetzung auf mobilen Geräten. Und durch die diversen Stores und Applikations-Systeme dort bietet sich heute mehr als nur ein Weg, um dem User einen Inhalt zu zeigen.

Der eine Weg ist der über spezielle "Apps", die für ein Smartphone oder Tablet programmiert werden, meist proprietär (also gebunden an einen Anbieter) sind und im Gegenzug aber dessen Möglichkeiten voll ausnutzen können. Der andere Weg sind Websites, die an das Umfeld angepasst werden und so mobile-web-tauglich gemacht werden.

Der Trend und Hype geht im Moment zu Apps, für die man Geld verlangen kann (wo also Hersteller, Programmierer und Besitzer Einnahmen lukrieren können). Die Begründung lautet nicht selten, dass man nur damit ausreizen kann, was die Hard- und Software bietet. Der Nachteil liegt aber auf der Hand: Die App für mehrer Plattformen aktuell zu halten, ist mit Kosten verbunden (ich behaupte: selbst bei halbwegs guten Einnahmen schaffen es nur wenige Apps, sich zu finanzieren). Das Binden an den Anbieter samt dessen Restriktionen und Gewinnanteilen dürfte auch so manchem sauer aufstoßen. Und schließlich kommt beim User auch noch ein Wildwuchs verschiedener Lösungen an, die auch zu Inkompatibilitäten und fehlender Usability spätestens bei komplexeren künftigen Anwendungen zu Akzeptanzproblemen führen wird können.

Browser sind auch die Zukunft!

Die Zukunft orte ich daher eindeutig wieder beim Browser. Freie Wahl der Software und Plattform, standardisierte Inhalte, leichte Übertragbarkeit über alle Medien (Web, Mobile, Tablet, Set-Top-Box, Konsole...) und die vorhandene Infrastruktur sprechen auch dafür. Es wird sich beim Browser allerdings wieder einmal ein Innovationsschub ergeben, wie es schon häufig war. Die Integration in Betriebssysteme und die Einbettung von "rich media" aller Art sind Beispiele der Vergangenheit, wo genau das auch schon passiert ist. Und alle Zeichen zeigen mir, dass der "Apps"-Wildwuchs auch schon wieder in einen neuen Trend zum Browser mündet. Im E-Book-Bereich wird es nicht viel anders geschehen.

Warum ich das Thema hier anspreche ist auch leicht erklärt: Einerseits geht es um Investitionsschutz im Marketing, wo oft viel Geld in endliche Erfolge investiert wird. Andererseits auch um ein Aufstellen im relevanten Markt - einem, der wie ich annehme, aus einem sehr konvergenten Web der verschiedenen Zugangswege bestehen wird. Spezielle Apps werden darin genauso wie Social Media die Funktion des Zubringers in eine ansonsten wieder offene Welt eines "Web" haben. Das wiederum wird einige heute moderne Fähigkeiten inhalieren, aber dem bisherigen Browser-System wieder ähnlicher sein, als wir es angesichts der bunten Apps und Stores heute vermuten: Weil es für Anbieter einfacher und billiger ist und den Interessen der User näher kommt. (derStandard.at, 31.8.2010)