Fast noch lustiger als der Event selbst war am Tag danach die sich verbiegende Berichterstattung der Berlusconi-Medien. Sie reichte von "Der Gast ist heilig" bis zum Recht auf "Folklore", das der italienische Ministerpräsident für seinen Gast aus Libyen in Anspruch nahm. Andere erinnerten todernst an den geschäftlichen Hintergrund des Gaddafi-Besuchs in Italien, es gehe doch, bitte sehr, um Milliarden und das Wohl des Vaterlandes! Dafür könnten sich ein paar Mietgrazien schon einmal ein bisschen islamisch ansülzen lassen! Herzig auch die katholische Presse, die fast verzweifelt nach den sonst notorischen Islam-Fressern in den Reihen der Berlusconi-Partei rief. Wo bleiben die, wenn auf Einladung des Cavaliere ein islamischer Bekehrungsversuch der 500 Jungfrauen stattfindet?!

Nur einer blieb unbeirrt: Gaddafi blubberte auch noch am nächsten Tag weiter. Seine skurrilen Auftritte machen in der westlichen Welt mehr Wind als in der islamischen - die wahrscheinlich der Adressat ist. Dabei stellt sich für beide "Welten" eigentlich nur die eine, ernste Frage: Wie wird sich für Libyen die Transition nach Gaddafi gestalten? Wann und wie geht das hier zu Ende?

P.S.: Und nein, die hiesige islamische Gemeinschaft muss sich nicht von der islamischen Kasperliade Gaddafis distanzieren. Genauso wenig wie die jüdische von den Delirien des Rabbi Ovadia und die christliche von den Tiraden des Tea-Party-Ideologen Glenn Beck. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 31.8.2010)