Drei Tage, um einen Rockstar sicher und pünktlich zum Comeback-Konzert zu bringen: Aaron (Jonah Hill, li.) leidet in "Männertrip" unter den Allüren von Aldous Snow (Russell Brand).

Foto: UPI

Im Gespräch mit Bert Rebhandl definiert er sein persönliches Verhältnis zu Sex, Drugs & Rock 'n' Roll.

Wien – Als Nicholas Stoller vor zwei Jahren mit der Komödie Forgetting Sarah Marshall (Nie mehr Sex mit der Ex) seinen ersten, überraschenden Hit hatte, tauchte dort in einer durchgeknallten Nebenrolle auch der britische Komiker Russell Brand auf, der als Rockstar Aldous Snow so ziemlich jedes einschlägige Klischee großartig übersteigerte. Der Auftritt blieb so nachhaltig in Erinnerung, dass nun ein eigener Film mit Aldous Snow folgt. In Männertrip (Get Him to the Greek) bekommt ein junger Mann namens Aaron Green den Auftrag, den Star von London nach Los Angeles zu expedieren, damit er für ein Comeback-Konzert pünktlich auf der Bühne steht. Green wird vom jungen Komiker Jonah Hill verkörpert, der seit Superbad zu den interessantesten Newcomern zählt (demnächst auch in Cyrus).

STANDARD: In "Männertrip" geraten Sie von einer peinlichen Situation in die andere. Wie weit gehen Sie für einen guten Gag?

Hill: Das hängt davon ab, was man erzählen will. Männertrip ist eine große Spaß-Komödie und nicht Schindlers Liste. Man sollte also so weit gehen, wie man kann, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Ich versuche mich auch an dramatischen Stoffen, da geht es um Nuancen und nicht darum, dass man sich zum Narren macht. Aber bei Komödien wie Männertrip sollte man sich für nichts schämen.

STANDARD: Was verbindet Sie mit Aaron, dem jungen Mann, den Sie in "Männertrip" spielen?

Hill: Ich kann mich mit ihm gut identifizieren, weil er Moral hat und seinem Ehrgeiz nicht die Zügel schießen lässt. Er möchte seine Sache gut machen, aber er lässt sich nicht auf jeden Blödsinn ein. Meine Figur vertritt im Film das normale Leben.

STANDARD: Nicht nur die Hauptrollen sind sehr gut besetzt, auch die Nebenrollen. Wie kamen Sie auf Elizabeth Moss, die Aarons Freundin Daphne spielt?

Hill: Wir mögen sie sehr in Mad Men, kennt man diese Serie hier?

STANDARD: Durchaus.

Hill: Eine fantastische Serie. Viele Schauspielerinnen haben "chemistry tests" für die Rolle gemacht. Sie hat sich am natürlichsten angefühlt, und wir waren echt aufgeregt, als sie zusagte.

STANDARD: Sean Combs alias P. Diddy spielt einen Musikmanager. Wie war die Arbeit mit ihm?

Hill: Großartig. Es ist natürlich ein wenig ungewöhnlich mit einem Superstar aus einem anderen Metier, aber er hat auf eine geradezu bescheidene Weise versucht, von uns allen zu lernen.

STANDARD: Wenn es nach Ihnen persönlich ginge, welchen Rockstar würden Sie gern einmal ein paar Tage eskortieren?

Hill: Vielleicht Neil Young oder die Beastie Boys. Ich habe einen sehr eklektischen Musikgeschmack und könnte den ganzen Tag Listen mit Bands schreiben, mit denen ich einmal drei Tage als Tourbetreuer herumreisen wollen würde.

STANDARD: Da es sich um eine Schlüsselszene im Film handelt: Was ist die perfekte Musik für Sex zu dritt?

Hill: Mariah (Carey) wahrscheinlich, vielleicht ein bisschen Sade, ein wenig Boyz II Men. Und dann natürlich Hasselhoff. Ist der nicht sehr populär hier?

STANDARD: Ja, in gewissen Kreisen.

Hill: Hasselhoff ist perfekt. In Amerika kommt es uns seltsam vor, dass er hier so erfolgreich ist. Aber im Ernst: Bei der Szene mit dem Sex zu dritt ging es darum, ein sehr peinliches Erlebnis auszumalen. Als heterosexueller Mann stellt man sich einen Dreier wahrscheinlich so vor, dass man mit zwei Frauen Sex hat. Hier aber ist Aaron mit seiner Freundin und einem Rockstar, den sie sicher sehr attraktiv findet – das ist also alles das Gegenteil von heiß.

STANDARD: Können Sie von Ihren Anfängen als Komiker erzählen?

Hill: Wenn Sie jetzt denken, dass ich immer schon der Klassenclown war, dann trifft das nicht zu. Ich war von Beginn an ein Geschichtenerzähler, da liegt die Wurzel des Ganzen. Ich habe auch nie Standup-Comedy gemacht. Mich hat Dustin Hoffman für den Film I Heart Huckabees entdeckt. Mein nächster Film wird eine Baseballgeschichte von Bennett Miller. Sie sehen, ich bin auch bei meiner Arbeit recht eklektisch.

STANDARD: Ist die Quintessenz von "Männertrip" nicht insgesamt ein wenig konservativ?

Hill: Die Moral des Films ist sicher, dass man auf seine Beziehungen achten soll und dass Sex, Drugs and Rock 'n' Roll zweifellos lustig sind, aber nach einer Weile zu einer leeren Existenz führen. Ich selbst gehe nicht dauernd zu Partys. Ich habe eine Freundin und lasse es ruhiger angehen. (Bert Rebhandl, DER STANDARD – Printausgabe, 31. August 2010)