Johannesburg - Ruanda hat wegen eines UN-Berichts zu möglichen Völkermord-Verbrechen seiner Truppen mit dem Ausstieg aus Friedensmissionen der Vereinten Nationen gedroht. In einem Entwurf des Berichts heißt es, ruandische Soldaten und kongolesische Rebellen hätten in den 90er Jahren im Kongo Zehntausende Hutus getötet.

Sollten die UN den Report veröffentlichen, müsse Ruanda sich aus seinen Verpflichtungen zurückziehen, vor allem aus Friedenseinsätzen, erklärte das Außenministerium in einem Schreiben an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Der Bericht sei fehlerhaft und "unglaublich unverantwortlich". "Le Monde" schrieb am Freitag, Kagame habe mit dem Abzug von Truppen von der Friedensmission in Darfur gedroht, sollte der Vorwurf des Völkermordes veröffentlicht werden.

Der Bericht dürfte für den ruandischen Präsidenten Paul Kagame ungelegen kommen. Seiner Regierung wird das Verdienst zugeschrieben, den Völkermord in Ruanda 1994 beendet zu haben. Dem Entwurf zufolge ereigneten sich die Verbrechen angeblich zwei Jahre, nachdem die Streitkräfte den Genozid gestoppt hatten. Dem Morden fielen mehr als eine halbe Million Tutsi und gemäßigte Hutu zum Opfer.

Nach dem Völkermord flüchtete rund eine Million Hutu in den benachbarten Kongo, darunter auch Täter. Ruandische Truppen marschierten dem UN-Bericht zufolge im Kongo ein, Tausende Menschen wurden in UN-Flüchtlingslagern getötet. Nach Angaben der ruandischen Regierung suchten die Soldaten nach Tätern. Dem Berichtsentwurf zufolge waren die meisten Hutu-Opfer im Kongo aber Frauen und Kinder sowie Kranke und alte Menschen. (APA/apn)