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Godfried Danneels wollte Missbrauch vertuschen.

Foto: AP/Logghe

Brüssel - Mit einer heimlich gemachten Tonbandaufnahme hat ein Opfer sexuellen Missbrauchs den belgischen Kardinal Godfried Danneels (77) beschuldigt, dieser habe die Verfehlungen eines Bischofs vertuschen wollen. Nach Berichten der Zeitungen "De Standaard" und "Het Nieuwsblad" vom Samstag geht aus der Aufnahme hervor, dass Kardinal Danneels - damals Vorsitzender der belgischen Bischofskonferenz - vorschlug, "den Mantel des Schweigens über diese Sache zu decken". Danneels bestritt dies.

Die Vertuschungsvorwürfe gegen den Kardinal beruhen auf einem Gespräch, an dem der inzwischen zurückgetretene Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, sowie sein von ihm sexuell missbrauchter Neffe und dessen Familie teilgenommen hatten. Dabei hatte der Kardinal unter anderem das Opfer gebeten, dem Bischof zu verzeihen oder aber zumindest bis zu dessen Pensionierung zu schweigen. Aus dem Mitschnitt, den das Opfer veröffentlichte, gehe die Vertuschungsabsicht eindeutig hervor, berichten die Zeitungen.

Danneels erklärte am Samstag, er bedaure die Veröffentlichung des Gesprächs. Er sei von einer "informellen Unterredung" ausgegangen. Schließlich sei es nicht nur um schwere Vorwürfe innerhalb der Kirche, sondern auch innerhalb einer Familie gegangen. Seine Aussage vor der Polizei, er habe den Missbrauch durch den Bischof von Brügge nicht vertuschen wollen, sei richtig. Danneels' Sprecher Toon Osaer sagte, der Kardinal sei von den Vorwürfen schwer getroffen: "Er ist sich heute darüber im Klaren, das er die Lage damals falsch eingeschätzt hat und besser an diesem Gespräch nicht teilgenommen hätte." Danneels war im Jänner dieses Jahres aus Altersgründen von seinem Amt als Bischof von Mecheln-Brüssel zurückgetreten. (APA/dpa)