Nach der Entmachtung der irakischen Führung um Saddam Hussein ist zwar die Zeit der gleichgeschalteten und staatlich kontrollierten Medien in dem Zweistromland vorbei. An unabhängige Berichterstattung ist aber, nachdem die Infrastruktur völlig am Boden liegt und ausländische Medien den Ton angeben, nicht zu denken.

Militärisches Ziel

In den US-geführten Bombardements wurde das Gebäude des staatlichen Fernsehens im Stadtteil El Salhiya fast zu drei Viertel zerstört. Der Propagandasender galt den USA als militärisches Ziel. Mit ihm sind auch das Satellitenfernsehen und das vom Präsidentensohn Uday geleitete Jugendprogramm von den Bildschirmen verschwunden. Die wichtigsten Zeitungen und Magazine haben ihre Druckerpressen abgestellt, Radiosender wie die Volksstimme und Radio Bagdad sind vom Äther gegangen.

Ausländische Quellen

Die Iraker informieren sich nun aus ausländischen Quellen. Vor allem das iranische Staatsfernsehen "El Alam" und der eigens für den Irak eingerichtete US-Militärsender "Towards Freedom" flimmern über die irakischen Mattscheiben. Im Radio laufen die arabischen Programme von "Radio Monte Carlo" und "BBC". Die in London veröffentlichte arabische Tageszeitung "Al-Hayat" hat Einzug in die Bagdader Kioske gehalten. Um einen Dollar freilich - für die meisten Iraker unerschwinglich.

Vielen irakischen Journalisten ist die Invasion durch ausländische Medien allerdings ein Dorn im Auge. Nicht nur, dass sie selbst auf der Straße sitzen, sie fürchten eine zu große Einflussnahme auf das Land. (AFP/DER STANDARD; Printausgabe, 28.4.2003)