Maskat/London - Das angespannte Verhältnis zwischen Washington und Paris wegen der Differenzen in der Irak-Frage wird nach Ansicht von US-Außenminister Colin Powell nicht zugrunde gehen, wie er in einem Interview mit dem britischen Fernsehsender BBC erklärte, das am Samstagabend ausgestrahlt werden sollte.

Tiefe historische Beziehungen

Die französische Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie begrüßte die versöhnlichen Töne des US-Außenministers über die Zukunft der Beziehungen zwischen Washington und Paris. Der US-Außenminister habe in diplomatischen Fragen "Erfahrung" und sei ein "Mensch von Verstand", sagte Alliot-Marie am Samstag bei einem Besuch im Sultanat Oman. Powell seien die tiefen historischen Beziehungen zwischen Frankreich und den USA bewusst.

Beziehungen zwischen den USA und Frankreich beschädigt

Powell sagte in dem Interview, ohne Zweifel seien die Beziehungen zwischen den USA und Frankreich beschädigt worden. Die bilateralen Beziehungen würden jedoch nicht zum Erliegen kommen. "Wir haben im Laufe der Jahre Meinungsverschiedenheiten mit anderen Verbündeten gehabt, und wir werden daran arbeiten", fügte Powell hinzu. "Die NATO wird nicht verschwinden, die UNO wird nicht zugrunde gehen", versicherte der US-Außenminister. In der NATO und im UN-Sicherheitsrat seien Frankreich und die USA "solide Partner."

Powell von Massenvernichtungswaffen im Irak überzeugt

Powell bekräftigte seine Überzeugung, dass im Irak Massenvernichtungswaffen zu finden seien. "Wir müssen geduldig sein", sagte Powell. Es gebe immer mehr Menschen im Irak, die sich zu erkennen gäben und sprechen würden. Powell bestätigte, dass ein US-Expertenteam im Irak nach Massenvernichtungswaffen sucht. Die Experten hätten Dokumente gefunden und führten interessante Gespräche, betonte er. Die USA hatten am 18. April angekündigt, sie wollten rund tausend Experten in den Irak entsenden, die nach Massenvernichtungswaffen suchen sollten. Den Waffenkontrolloren der Vereinten Nationen verweigerten die USA bisher die Rückkehr in den Irak. Diese wird vor allem von Russland und Frankreich gefordert.

Abstand halten

Am Donnerstag hatte US-Präsident George W. Bush erklärt, er wolle vorerst Abstand zu Frankreichs Staatschef Jacques Chirac halten. "Ich bezweifele, dass er in nächster Zeit auf die Ranch kommen wird", hatte Bush gesagt. Es gebe "ganz klar" Spannungen im Verhältnis zwischen den beiden Staaten. Bush und Chirac werden voraussichtlich beim G-8-Gipfel im französischen Evian im Juni zusammentreffen. (APA)