A Freewheelin' Time heißt das Buch im Original, und bei Dylanologen leuchtet ein Glühbirnchen auf. The Freewheelin' Bob Dylan war ja seine zweite Platte, die mit dem Foto von ihm und der damals anonymen Freundin. Inzwischen ist Suze Rotolo nicht nur dank ihres Cover-Auftritts längst bekannt. Anfang der Sechziger hatte sie mit dem angehenden Folk-Singer zusammengelebt, in der Vierten Straße im Village (Positively Fourth Street!). Vor zwei Jahren veröffentlichte sie ihre Erinnerungen "an Greenwich Village in den Sechzigern", nun kamen sie auf Deutsch heraus, unter dem etwas dylanesk holprigen Titel Als sich die Zeiten zu ändern begannen. Die Zielgruppe jedenfalls versteht, sicherheitshalber ist das besagte Foto auch auf diesem Cover. Das Buch jedoch kann mehr. Die Beziehung zu dem späteren Superstar ist zwar sein Kern, Rotolo führt uns aber weit darüber und über die Grenzen des Village hinaus. Bis zur Geschichte ihrer italoamerikanischen kommunistischen Familie holt sie aus, fängt das Lebens- gefühl der marginalisierten Boheme ein, führt uns durch den Dschungel der New Yorker Kultur-Society und schildert überzeugend, wie Dylan immer in ihrem Leben blieb, wie dieses aber einen eigenen, selbstbewussten Lauf nahm. Lesenswert ist ihre Erinnerung gerade, weil sie ohne späte Abrechnung auskommt. (Michael Freund, ALBUM/DER STANDARD - Printausgabe, 28./29. August 2010)