Wien - Der vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva verkündete Bau des Belo-Monte-Staudamms ist auch von den Umweltschutzorganisationen ECA Watch und WWF Österreich massiv kritisiert worden. In einer gemeinsamen Aussendung bezeichneten sie Belo Monte und das türkische Ilisu-Staudammprojekt am Freitag als "rücksichtslose Gigantomanie-Produkte, rücksichtslos gegen die Natur und gegen die Bewohner". "Der Staudamm wäre gar nicht notwendig, da Brasilien ein riesiges Energieeinsparungspotenzial von 14 Belo-Monte-Kraftwerken hätte", so Ulrich Eichelmann von ECA Watch und Andreas Wurzer vom WWF Österreich.
Über 100 Fischarten und zahllose Amphibien, Reptilien, Vögel und Insekten seien massiv bedroht, warnten die Umweltschützer unter Berufung auf wissenschaftliche Quellen. Ähnlich sei es bei den Bewohnern der Region: Für die Indios in Amazonien gibt es ebenso wenig Klarheit über deren Zukunft wie bei den Menschen in der Türkei. "Ohne Umsiedlungsplan, wie ihn etwa die Weltbank vorschreibt, wird mit dem Bau einfach begonnen. Diese Form der Wasserkraft läuft letztlich auf die völlige Vernichtung der Naturgebiete und seiner Bewohner hinaus", so die Kritik.
"Marketing-Gag"
Auch das Argument, dass Belo Monte 23 Millionen Haushalte mit Strom versorge, sei "nicht mehr als ein Marketing-Gag": Die Energie komme nicht den Bewohnern zugute, sondern solle für immer neue und größere Aluminiumwerke in Brasilien verwendet werden.
Eine weitere Gemeinsamkeit von Belo Monte und Ilisu seien die beteiligten Firmen, merkten die Umweltschutzorganisationen an: Andritz und der französische Alstomkonzern sollten Turbinen für Belo Monte liefern. Andritz sei auch nach wie vor an Ilisu beteiligt, Alstom sei dort bis 2009 involviert gewesen.
Der WWF bezeichnete die Beteiligung der österreichischen Firma Andritz AG an diesem "Monsterprojekt" als "internationalen Skandal". "Österreichische Firmen dürfen sich zukünftig nicht an solchen ökologischen Zerstörungsprojekten beteiligen", forderte Wurzer. Eine Studie des brasilianischen WWF beweise, dass das Kraftwerk völlig unnötig sei. Brasilien könne durch Investitionen in die marode Energieeffizienz seinen Energiebedarf um 40 Prozent reduzieren. Das dadurch eingesparte Energiepotenzial sei so groß wie jenes von 14 Belo-Monte-Kraftwerken.
ECA Watch will nun weiterkämpfen: "Die Verkündung des Baus ist nicht das Ende des Widerstandes, im Gegenteil. Belo Monte kann zu einem weltweiten Symbol für rücksichtslose Zerstörung werden. Das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen", so Eichelmann von ECA Watch. Bei Belo Monte gehe es um die Zukunft des gesamten Amazonasgebietes. "80 weitere Megadämme sollen laut Regierung Lula folgen. Tausend Fischarten könnten dadurch aussterben, das entspricht einem Zehntel aller Süßwasserfischarten der Welt", warnte Eichelmann. (APA)