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Wien - Als Diego Forlan im vom Hanappi-Stadion ziemlich weit entfernten Monaco kurz vor 14 Uhr das Kügelchen mit dem Namen Rapid gezogen hat, ging ein Raunen durch das Pub. Es war kein Jauchzen und kein Jammern, Verteidiger Mario Sonnleitner sagte: "Eine interessante Gruppe, hätte schlimmer und besser kommen können." Seine Kollegen stimmten dem zu. Man muss sich in Gruppe L der Europa League mit Porto, Besiktas Istanbul und ZSKA Sofia abfinden. Der Neid auf Salzburg hat die Rapidler nur fast gefressen, Sonnleitner meinte es nicht höhnisch, als er kund tat: "Sehr weit werden sie nicht kommen." Kapitän Steffen Hofmann sagte: "Machbar, interessant, wobei Porto und Besiktas schon höher einzuschätzen sind. Wir freuen uns auf tolle Spiele."

Die Klubführung hat beschlossen, die drei Heimpartien im großen Happel-Stadion abzuwickeln, es wird vermutlich dreimal ausverkauft sein. Die Modalitäten der Kartenausgabe werden in den nächsten Tagen geregelt und bekannt gemacht.

Start in Portugal 

Besiktas, der 13-fache türkische Meister, wird vom Deutschen Bernd Schuster betreut, der Österreicher Ekrem Dag gehört dem Kader an, im Sommer wurde der Spanier Guti von Real Madrid verpflichtet. Porto ist sowieso eine tolle Adresse, sonst hätte dort nie Jose Mourinho gearbeitet und 2004 die Champions League gewonnen. In Portugal war man 24 Mal Champion. Rapid startet übrigens am 16. September in Porto. ZSKA Sofia ist ZSKA Sofia und 31-facher bulgarischer Meister.

Rapid ist Rapid. Vor der Auslosung wurde das sensationelle 3:2 vom Vorabend in Birmingham aufgearbeitet. Die britischen Zeitungen kommentierten das zweite Scheitern binnen eines Jahres gegen die Wiener ziemlich einhellig, der Guardian schrieb: "Neuerlicher Alptraum für Aston Villa. Your Nightmare Returns stand auf dem Banner der Rapid-Fans, und es sollte sich bewahrheiten."

Rapid wird aus der Gruppenphase rund drei Millionen Euro lukrieren. Möglicherweise wird bis zum 31. August ein zusätzlicher Stürmer verpflichtet. Sportdirektor Alfred Hörtnagl sagte: "Wir trauen uns weitere, große Leistungen in Europa zu." Trainer Peter Pacult warnte indes vor Österreich. Am Sonntag wartet in Linz der LASK. "Schwierig."

Champions League in Salzburgs Europa League

"Es handelt sich zwar um die Europa League", sagte Red Bull Salzburgs Fußball-Chef Dietmar Beiersdorfer nach der Auslosung. "Diesmal präsentiert sie sich aber im feinen Champions-League-Gewand."

Österreichs Meister, dem der Einzug in die Eliteliga im vierten Anlauf zum vierten Mal verwehrt blieb, bekam in Gruppe A der Europa League Italiens Rekordmeister Juventus Turin, Manchester City und Polens Meister Lech Posen zugelost. "Es ist eine gute Gruppe, wir können von diesen Gegnern viel lernen", sagte Salzburg-Coach Huub Stevens. "Es wird aber ganz schwierig, eine Riesenherausforderung."

Topfavorit ist Manchester City, die Millionentruppe kommt bereits zum Auftakt am 16. September nach Salzburg. Klub-Besitzer Mansour bin Zayed al Nahyan, ein Mitglied der Herrscherfamilie aus Abu Dhabi, hat in den zwei Jahren seiner Regentschaft mehrere hundert Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Alleine in diesem Jahr wechselten etwa Yaya Toure, James Milner, David Silva und Mario Balotelli in die Eastlands von Manchester.

Gegen ManCity und Juventus Turin, das im Playoff ja Sturm Graz aus dem Bewerb geworfen hat, hofft Beiersdorfer auf ein ausverkauftes Haus. "Bis dahin sind auch die Salzburger Festspiele vorbei - statt Anna Netrebko und Anne-Sophie Mutter werden dann Alessandro Del Piero und Carlos Tevez aufspielen." (hac; krud, APA; DER STANDARD PRINTAUSGABE 28./29. 8. 2010)