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Hypo-Chef Gottwald Kranebitter: "Eine Handvoll Klagen sind praktisch fertig."

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

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Wien - Die Hypo Group Alpe Adria steckt sechs Monate nach ihrer Notverstaatlichung tief in den roten Zahlen. Die Bilanzvorsorgen für faule Kredite sind weiter gestiegen, Erträge gingen zurück. Für das erste Halbjahr meldete die Bank  einen Vorsteuerverlust von 449 Mio. Euro. Unterm Strich bilanziert das Institut zum Halbjahr mit einem Konzern-Nettoverlust von 499 Mio. Euro. Der neue Vorstand unter Gottwald Kranebitter bleibt bei seinem Ziel, im Jahr 2011 ausgeglichen abschließen zu wollen.

Die faulen Kredite - vor allem in Südosteuropa - haben im ersten Halbjahr 2010 rund 8,27 Mrd. Euro erreicht. Auf 667 Mio. Euro beliefen sich die Kreditrisikovorsorgen in den ersten sechs Monaten. Das war doppelt so viel wie im ersten Halbjahr 2009. Für das Gesamtjahr 2010 geht der Vorstand von rund einer Milliarde aus.

"Vorsätzliche Schädigungen"

In den kommenden Wochen beginnt die Hypo einstige Verantwortliche  mit Schadenersatzklagen einzudecken. Kranebitter gab bekannt, im Monat September erste Schadenersatzklagen einzubringen "gegen jene, die der Bank Schaden zugefügt haben". Eine Handvoll Klagen - also fünf - seien praktisch fertig. Ziel sei es, die ersten Klagen in den nächsten Wochen bei den zuständigen Gerichten einzubringen. Beginnen will Kranebitter mit seinen Anwälten "mit geringeren und sicher nicht medienwirksamen" Beträgen, insgesamt sollen sich die Ansprüche am Schluss aber auf einen "guten dreistelligen Millionenbetrag" summieren.

Ab Mitte 2011 hofft Kranebitter, auch mit diesem Part der Vergangenheitsbewältigung fertig zu sein. Die Unterlagen für die Schadenersatzprozesse müssten so aufbereitet sein, dass man hohe Chancen habe, rasch zu Urteilen zu kommen, erklärte die Hypo-Führung.

Schweigen zu konkreten Namen

Auf Fragen nach den Beklagten bzw. ob konkret schon der in U-Haft sitzende Ex-Chef Wolfgang Kulterer darunter sei, blieb Kranebitter die Antworten schuldig, auch, so sein Argument, um Ansprüche nicht zu gefährden. Zu Einzelpersonen werde er auch generell keine Auskunft geben, so der Hypo-Boss.

Neben vorsätzlichen Schädigungen gehe es in der gesamten Hypo-Causa um Betrug und Untreue als Straftatbestände. Und es stünden immer wieder grobe Pflichtverletzungen im Raum. Die würden in erster Linie ehemaligen Geschäftsleitern bzw. Vorständen zur Last gelegt. "Daher wird sich in diesem Bereich ein möglicher Anspruch in erster Linie gegen diesen Personenbereich richten."

Im Juni sind der Hypo neuerlich 450 Mio. Euro Staatskapital zugeflossen, wieder über die Zeichnung von Partizipationskapital. Wie die Bank  mitteilte, sei es trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr gelungen, die Zahl der Kunden bei 1,2 Millionen zu stabilisieren.

"Totalzerschlagung kommt nicht in Frage"

Dass sich der Verlust im Gesamtjahr 2010 auf eine Milliarde verdoppelt, werde nicht der Fall sein. Kranebitter: "Wir werden deutlich darunter liegen." Aus der Prognose für die Kreditrisikovorsorgen und Wertberichtigungen - die im Gesamtjahr rund eine Milliarde betragen dürften - leite sich aber ab, dass die Bank im Gesamtjahr noch einen "deutlichen Verlust" erleiden werde.

Im Juni hatte die EU-Kommission Zweifel an der Überlebensfähigkeit der Hypo geäußert. Was vom Vorstand damals schon zurück gewiesen wurde.

Im EU-Behilfeverfahren ist es gerade an der Hypo, Fragen an Brüssel zu beantworten. Die Hypo habe dabei darzustellen, dass sie auch als geschrumpfte Bank im Markt besteht, laut Kranebitter habe sie ihren "Mehrwert" unter Beweis zu stellen. Part Brüssels sei es, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, Beihilfeempfänger zu "bestrafen", wie der Banker es ausdrückt. Unter den Auflagen werden u.a. Verkäufe der Operationen in Italien und Montenegro erwartet. Über Montenegro will der Hypo-Vorstand gegebenenfalls aber verhandeln, unter dem Aspekt der Sinnhaftigkeit eines geschlossenen Netzes in Südosteuropa.

Dass die EU die Abwicklung der Hypo verlangen wird, davon geht Kranebitter nicht aus. Eine Abwicklung, also eine Totalzerschlagung, komme für ihn auch nicht in Frage. Die Bank wird sich - soweit Käufer vorhanden und Veräußerungen ohne Verluste möglich seien - schonend aus den abzubauenden Aktivitäten zurück ziehen. (APA)