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Umweltschützer befürchten unkalkulierbare Auswirkungen auf die Umwelt und sehen die Lebensgrundlagen der Indios massiv bedroht. Mindestens 17.000 Menschen müssen umgesiedelt werden.

Foto: APA/EPA/Marcelo Sayao

Brasília - Trotz massiver Proteste von Umweltschützern hat Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva grünes Licht für das im Amazonas-Gebiet geplante drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt gegeben. Er unterzeichnete einen Konzessionsvertrag mit dem Konsortium Norte Energia SA, das für 35 Jahre die Nutzungsrechte an dem Kraftwerk Belo Monte am Xingu-Fluss im Bundesstaat Pa hat.

Dem auch für den Bau verantwortlichen Konsortium gehören 18 staatliche und private Firmen sowie brasilianische Pensionsfonds als Investoren an. Das umgerechnet etwa 8,5 Milliarden Euro teure Kraftwerk soll in der ersten Phase 2015 in Betrieb gehen. Es wäre mit einer Leistungskapazität von über 11.000 Megawatt das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, nach dem Drei-Schluchten-Staudamm in China und dem binationalen Itaipu-Werk an der Grenze Brasiliens zu Paraguay.

"Rücksichtlose Gigantomanie"

Umweltschützer sehen im Bau des Belo-Monte-Staudamms ebenso wie des umstrittenen türkischen Ilisu-Projekts "rücksichtslose Gigantomanieprodukte". Insbesondere der Belo-Monte-Staudamm "wäre gar nicht notwendig, da Brasilien ein riesiges Energieeinsparungspotenzial von 14 Belo-Monte-Kraftwerken hätte", so Ulrich Eichelmann von ECA Watch und Andreas Wurzer vom WWF Österreich in einer Aussendung. Beide Organisationen kritisieren die Beteiligung der österreichischen Firma Andritz AG als einen "internationalen Skandal".

Auch in dem Argument, dass Belo Monte 23 Millionen Haushalte mit Strom versorgt, erkennen die beiden "nicht mehr als einen Marketinggag: Die Energie kommt nämlich nicht den Anwohnern zugute, sondern soll für immer neue und größere Aluminiumwerke in Brasilien verwendet werden."

Unter Bezugnahme auf brasilianische Wissenschaftler weisen die beiden Organisationen weiters darauf hin, dass durch "Belo Monte" mehr als 100 Fischarten aussterben würden. "Wie viele Amphibien, Reptilien, Vögel und Insekten es darüber hinaus 'trifft', ist völlig unklar. Denn - genau wie bei Ilisu - gibt es keine seriöse Umweltprüfung." Ähnlich sei es bei den Anwohnern: "Für die Indios in Amazonien gibt es ebensowenig Klarheit über deren Zukunft, wie bei den Menschen in der Türkei. Ohne Umsiedlungsplan, wie es etwa die Weltbank vorschreibt, wird mit dem Bau einfach begonnen. Diese Form der Wasserkraft läuft letztlich auf die völlige Vernichtung der Naturgebiete und seiner Bewohner hinaus", so Wurzer und Eichelmann. Mindestens 17.000 Menschen müssen wegen des Projekts umgesiedelt werden.

Kritik auch von der Kirche

Heftiger Protest kam am Freitag auch von der österreichischen katholischen Kirche. "Wir lehnen das Projekt 'Belo Monte' grundsätzlich ab", so Bischof Ludwig Schwarz, der Vorsitzende der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO). "Wir werden das Projekt weiterhin genau beobachten und die betroffenen Menschen bei ihren legitimen Anliegen in  Brasilien unterstützen", so Schwarz am Freitag. (red/APA)