Werden alle Türen geöffnet, staunt so mancher Passant. Opel hat sich beim Meriva etwas abgeschaut, was auch bei Rolls-Royce angewandt wird: Die Türen sind hinten angeschlagen, gehen also in die andere Richtung auf. Das erleichtert das Einsteigen.

Foto: Heribert Corn

Spartanisch, praktisch innen: Die Mittelkonsole ist verschiebbar.

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Versteckt im Wagen: ein Fahrradträger als Sonderausstattung.

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Wien - Vernünftig? Das waren damals die anderen. Die Eltern, die Alten. Auch in Autofragen. Cabrio, super, Sportflitzer, ja, bitte! Jetzt heißt es: Fetzendachl? Zweisitzer? Sicher nicht. Willkommen im Hier und Heute.

Es gibt neue, unwiderrufliche Vorgaben. Ein Kindersitz muss rein, daneben sollte ein Babysitz Platz finden. Feline, der Hund, soll auch noch irgendwo sitzen. Und im Kofferraum sollte neben dem Kinderwagen, der früher alle eigenen Autos überfordert hatte, sogar noch ein Koffer mit. Kein Bus, kein Mini-Van oder SUV. Der Opel Meriva bewältigt diese Aufgabe. Lässig auch noch. Seine ungewöhnlichen Hintertüren erleichtern auch noch den Einbau der Sitze, laden einen geradezu auf die rückwärtigen Sitze ein. Die Hintertüren sind nämlich falschrum eingebaut. Sie sind hinten festgemacht, gehen also nach vorn auf. Rolls-Royce produziert Türen übrigens auch in dieser Art. Alles klar?

Damit es innen nicht zu eng wird, können Radfahrer zusätzlich das sogenannte "FlexFix-Fahrradträgersystem" am Heck für zwei Räder nutzen - eine Sonderausstattung. Aber Vorsicht! Anhängerkupplung und Parkhilfe gibt's dann nicht. Die Bedienung ist recht einfach. Auch wenn der Kollege sein Rad zur Autoübergabe im Kofferraum mitgebracht hat. Sagen wir, er wollte nur den Platz bei weggeklappten Rücksitzen testen.

Die Kinder? Begeistert. Noch bevor der älteren Tochter die (nervige) Standardfrage "Wann sind wir da?" überhaupt einfallen konnte, ließ Papa das Panoramadach wirken. Ein Knopfdruck, und das Dach verwandelt sich in ein Riesenfenster, mit Sonnenschutz selbstverständlich. "Ahh!", hieß es da. Es werden Straßenzüge bewundert und Bäume bestaunt. Überland mutierten Wolken zu Fantasiewesen. Auch das ins Maxi Cosi eingeklemmte Baby hat durch das Panoramadach etwas zu schauen. Das obligatorische "Wann sind wir da?" kam daher diesmal zehn Minuten später.

Offroad auf der Autobahn

Weil das Navigationssystem offenbar aus dem Jahre Schnee stammte, konnte diese Frage bei einer Fahrt zum Märchensommer nach Poysbrunn im nördlichen Niederösterreich nicht so recht beantwortet werden. Die Autobahn dorthin galt noch als unbekannt, sprich: Man fährt "Offroad", und die nette Damenstimme bittet zum Dauerabbiegen. Auf dem Weg zu den Großeltern einen Tag später musste sie daher auch gleich schweigen. Vom Fahrer gab's auch einmal ein "Ahh!" - beim Halogen-Abbiege- und Kurvenlicht des Nachts, das sozusagen in der Kurve mitschwenkt.

Die Fahrten selbst gestalten sich angenehm unspektakulär. Der Wagen schnurrt mit seinem 120-PS-Motor dahin. Man sitzt bequem. Das Licht regelt sich in der Sonderausstattung mittels Automatik samt Tunnelerkennung von selbst. Etwaige Sommerhitze bleibt dank Klimaanlage draußen. Und wären ein paar Plastikteile lieblicher gestaltet, könnte man den Innenraum des Wagens als durchwegs schön betiteln. Als Beispiel könnte die Mittelkonsole dienen, die zwischen den beiden Sitzreihen verschiebbar ist.

Der Meriva Cosmo eine Familienkutsche? Stimmt. Eine sehr, sehr tolle. Und fürs Kind im Mann/der Frau hat Opel am Heck noch einen kleinen Zusatz gut lesbar angebracht: TURBO. Na bitte! (Peter Mayr/DER STANDARD/Automobil/27.08.2010)