Roy Black-Story mit Christoph Waltz.

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"Schnurri Burri Burri Bum" besangen Caterina Valente und Bully Buhlan einst im Duett frenetisch die zwischenmenschliche Annäherung. Wie solch höherer Blödsinn - neben Liebesschmachtfetzen, Fernweh- oder Harmoniesuchthymnen - die Wirtschaftswunderpopkultur bestimmte, das wird in der TV-Doku Heidschi Bum Beidschi: Das Goldene Zeitalter des deutschen Schlagers noch anhand weiterer Beispiele hörbar gemacht. Entlang von unzähligen Archivschnipseln, die für sich genommen auch Lust auf mehr machen, stiftet der knappe Einstünder mit Zeitsprüngen und Argumentationslücken jedoch vor allem Verwirrung.

Nicht zuletzt, weil man sich offensichtlich schwer dabei tut, der Erkundung des Gegenstandes einen eindeutigen Fokus zu geben. Es wird wild zusammenkompiliert, siebenundzwanzigeinhalb Themen angerissen und genauso abgebrochen wie manch sehenswerte Archivalie.

Eröffnet wird der Doppel-Themenabend "Schlager lügen nicht! / Summer of the 60s" von Du bist nicht allein: Die Roy Black Story, in welcher sich kein Geringerer als der nachmalige Oscar-Preisträger Christoph Waltz um die differenzierte Darstellung des deutschen Sängers als gebrochener Künstler verdient macht.

Nach dem Doku-Block wird die Sache von einer in Sixties-Barock ausgestatteten französischen Spielfilmrarität abgerundet: Unsere Idole, an der Jean Eustache oder André Téchiné in subalternen Funktionen mitwirkten, ist eine Showbiz-Satire von 1964. Drei Popsternchen werden darin buchstäblich vorgeführt - wie überdreht sich das gestaltet, wenn etwa Bulle Ogier als Gigi la Folle in Ausdruckstanzekstase verfällt, das macht heute noch schön sprachlos. Donnerstag, Arte, ab 20.15 Uhr. (Isabella Reicher, DER STANDARD; Printausgabe, 26.8.2010)