Mexiko-Stadt - Massenmord im Norden Mexikos: Das Militär hat auf einer Ranch 72 Leichen gefunden. Bei den Toten handelt es sich vermutlich um Migranten aus Mittelamerika, Ecuador und Brasilien, wie der Sicherheitssprecher der mexikanischen Regierung, Alejandro Poiré, am Mittwoch mitteilte. Sie waren wohl auf dem Weg in die USA. Es ist nach Angaben lokaler Medien der bisher größte Leichenfund in dem nordamerikanischen Land, das von einem Kampf der Drogenkartelle erschüttert wird.

Unter den Toten in der Nähe der Ortschaft San Fernando im nördlichen Bundesstaat Tamaulipas sind 58 Männer und 14 Frauen. Das Schleusen von Migranten durch Mexiko in Richtung Norden gilt als ein lukratives Geschäft der organisierten Kriminalität, bei dem auch die Drogenkartelle mitmischen.

Nach den Worten von Poiré nehmen die Drogenkartelle die Migranten zunehmend als Geiseln, um deren Familien zu erpressen. Oder sie versuchten, die meist jungen Männer und Frauen dazu zu bringen, für sie zu arbeiten.    

Die Streitkräfte waren auf die Ranch aufmerksam geworden, als ein Verletzter zu einem Kontrollposten gekommen sei und über einen Angriff auf die nahe Farm berichtet habe, hieß es in den Berichten. Darauf sei die Marine-Infanterie mit Unterstützung aus der Luft zu der Ranch vorgerückt.

Kriminelle hätten von dort das Feuer eröffnet. Dabei seien ein Soldat und drei der Schützen getötet worden. Neben den Leichen seien auf der Ranch zahlreiche Waffen, Uniformen und Fahrzeuge gefunden worden.

Jedes Jahr durchqueren Schätzungen zufolge eine halbe Million illegale Einwanderer Mexiko in der Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA. Alleine in den sechs Monaten zwischen September 2008 und Februar 2009 seien dabei 10.000 Menschen von Drogenbanden entführt worden, berichtete die mexikanische Menschenrechtskommission.

Die meisten Überlebenden machten demnach die "Zetas" für die Entführungen verantwortlich - eine Abspaltung des in Tamaulipas dominierenden Golf-Kartells, die ihrem früheren Arbeitgeber seit einigen Jahren die Schmuggelrouten für Drogen streitig machen.

In Tamaulipas wie in anderen an die USA grenzenden mexikanischen Bundesstaaten tobt ein mörderischer Kampf zwischen rivalisierenden Drogenkartellen sowie zwischen der Armee und den Banden. Seit dem Amtsantritt von Präsident Felipe Calderon 2006 wurden rund 28.000 Menschen getötet. (APA)