Foto: Sony
Foto: Sony

Während Bob Dylan derzeit in den USA auf Tour ist und in Kopenhagen die Eröffnung einer Ausstellung mit neuen Bildern der Rock-Ikone naht, setzt seine Plattenfirma für den Herbst auf "Vintage Dylan": Mitte Oktober erscheinen "The Witmark Demos 1962-1964" als neunte Folge der "Bootleg Series", gleichzeitig werden die ersten acht Alben von "Bob Dylan" bis "John Wesley Harding" in ihren Mono-Versionen veröffentlicht.

Seine frühen Demos für die Musikverlage Witmark und Leeds hat Dylan solo auf der Gitarre oder am Klavier zu Copyright-Zwecken eingespielt. Stand der Performance-Aspekt der bisher großteils nur in Bootleg-Versionen erhältlichen Aufnahmen damit eher im Hintergrund, erlauben die 47 nun auf zwei CDs bzw. vier LPs veröffentlichten Songs aber einen spannenden Einblick in die Genese des bereits in seinen Anfangsjahren ungemein produktiven Songwriters. Nebst Demos von klassischen Songs wie "Don't Think Twice, It's All Right", "The Times They Are A-Changin'" oder "Mr. Tambourine Man" finden sich zahlreiche Songs wie "Man on the Street" oder "Long Ago, Far Away", die es nie auf ein offizielles Album Dylans geschaft haben.

Back to Mono

Die ersten acht Alben, die den Ruhm Dylans in den Sixties begründen, erscheinen gleichzeitig mit den "Witmark Demos" in ihren ursprünglichen Mono-Ausgaben in Form eines Box-Sets, gefüllt mit CDs oder 180-Gramm-Vinyl. Obwohl die Stereo-Technologie seit Mitte der 1950er Jahre verfügbar war, legte Dylan ebenso wie die Beatles und Rolling Stones das Hauptaugenmerk auf die Mono-Abmischungen, während die Stereo-Ausgaben als Nebenprodukte betrachtet wurden. Sind Dylans epochale Folk-Rock-Meilensteine "Highway 61 Revisited" und "Blonde on Blonde" in ihren Mono-Versionen seit Langem gesuchte Sammlerstücke, darf Dylans Debüt in seiner Stereo-Ausgabe als besonders wahnwitziges Beispiel für stereophonische Absurditäten gelten: ein Kanal exklusiv für die Gitarre, der andere für den Gesang, hieß die einfache Lösung - die Mono-Box macht's wieder gut.

Beide Veröffentlichungen warten mit Anmerkungen hochkarätiger Autoren auf: Colin Escott, bekannt vor allem für seine Hank-Williams-Biografie, hat Liner Notes zu den "Witmark Demos" beigesteuert. Ein ausführlicher Essay von Pop-Historiker Greil Marcus ("Mystery Train") findet sich im Booklet der Mono-Box. Marcus' bisherige Aufsätze über Dylan erscheinen übrigens Ende Oktober auch in Buchform. (glicka, derStandard.at, 25. August 2010)