Wien - Eine Erfolgsgeschichte sei das ganze nicht gerade, sondern ein schmerzhafter Schritt. Aber es gebe nun einmal keinen anderen Weg, sagt Georg Hoblik. Der Vorstand der Silvretta Montafon Bergbahnen und Chef der Montafoner Hochjochbahnen ruft die Kleinaktionäre der zweiteren zur außerordentlichen Generalversammlung. Auf der Tagesordnung: Ihr Rausschmiss. Knapp hundert Gesellschafter, darunter auch die öffentliche Hand, halten an der Seilbahn vielfach seit Jahrzehnten Anteile im Promille-Bereich. Nun fliegen sie ohne jede Abfindung raus.

In 60 Jahren haben es die Hochjochbahnen finanziell nie über den Berg geschafft. Sieben Kapitalerhöhungen waren nötig, um den Betrieb am Leben zu erhalten, rechnet Hoblik im STANDARD-Gespräch vor. Zugleich türmten sich Schulden von rund 14 Millionen Euro auf, die Verluste summierten sich im Vorjahr auf eine halbe Million Euro. Allein könnten die Bahnen nicht mehr überleben, investieren schon gar nicht. Die Anteile daran seien also wertlos.

"Verdient hat nie jemand"

Mehrheitsgesellschafterin ist die Silvretta Montafon Bergbahnen AG mit beinahe 93 Prozent. Sie habe schon die letzte Kapitalerhöhung allein getragen und fusioniere nach dem Ausschluss der übrigen Gesellschafter mit den Hochjochbahnen. Hoblik sieht die Konflikte mit Gemeinden und Land, die auf ihre Einflussmöglichkeiten ungern verzichten, aus dem Weg geräumt. "Es wird keine Beeinspruchung geben."

"Verdient hat ja nie jemand was damit", seufzt der Schrunser Bürgermeister Karl Hueber. Nicht einmal habe es eine Ausschüttung gegeben, bestenfalls ein paar Gratis-Skipässe für die Grundbesitzer. Aber nun werde wohl die Gemeinde öfter zur Kassa gebeten - das ohne jedes Mitspracherecht über die Zukunft der Seilbahn. Alle hätten mitgeredet, jeder habe es stets am besten gewusst, aber wenn's darum gegangen sei, die Anteile aufzustocken, hätten sie alle ausgelassen, meint hingegen Aufsichtsrat Hermann Stocker, einst selber Aktionär. Aber was nutzten schon Anteile an einem Betrieb, der an die Wand gefahren sei und 25 Jahre lang fast durchgängig rote Zahlen produzierte.

Hoblik verspricht durch die Synergien der Fusion für 2011 eine schwarze Null und Kraft für Investitionen, zumindest 70 Millionen Euro seien in den kommenden sieben Jahre nötig. Eine neue Bahn soll das Hochjoch mit der Silvretta Nova verbinden und mehr Skifahrer anziehen. Ein Verkauf, wie ihn manch Gemeinde fürchtet, sei nicht geplant. Der Eigentümer, die Bank für Tirol und Vorarlberg, stehe dazu. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.8.2010)