Stefano Semeria

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"Blutsbrüder", >>> hier zum Ansehen.

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Wenn die üppige Blondine eine Kommissarin ist, das paschahafte Dickerchen ein Dealer und der Möchtegern-Gangsta sein Azubi - dann erwartet den Zuschauer zur Abwechslung schon mal nicht der narrative Mainstream. Zuletzt konnten im deutschsprachigen Raum die "Musterknaben" mit einer Mischung aus Krimi und Komödie überzeugen - im TV und auf der anderen Seite, als ungleiches Cop-Duo. 

Turbo ist der aufstiegswillige Dealer, der mit Schlumpf seinen Nachfolger aufbauen will. Bedingungsloses Vertrauen, bläut er ihm ein, sei die Grundlage ihrer Beziehung. Da trifft es sich gut, dass Schlumpf gleich in der ersten Folge von Charlotte, der Kommissarin, in die Mangel genommen wird. Sie will über den kleinen an die großen Fische in der Berliner Drogenszene kommen. Über die zwölf Folgen der ersten Staffel verfolgen wir nun das perfide Spiel um Loyalität, Freundschaft und Verrat: gibt Schlumpf den Judas oder hält er die Bullen irgendwie in Schach?

Dazu paradiert eine felliniesk-skurrile Truppe an Nebenrollen durch die Berliner Nächte. Diese Typen, der rotzige Ton, das Set Design, all das passt perfekt zur Zielgruppe des Indie-Magazins "Vice", das über sein Web-Label vbs.tv als Koproduzent vertreten ist.

Blutsbrüder ist die erste wirklich hochkarätig besetzte und produzierte Webserie aus Deutschland, bei der man ahnt, was an Narration und Inszenierung jenseits des TV-Alltags möglich sein wird. Staffel zwei ist geplant. (Stefano Semeria, derStandard.at, 24.8.2010)