Immer weniger in Österreich lebende BosnierInnen nehmen an Wahlen in ihrem Herkunftsland teil: Dies beklagt die Regierung in Sarajevo.

Trotz immer eindringlicherer Kampagnen, die BosnierInnen in der Diaspora für den Urnengang mobilisieren sollen, bleiben die EmigrantInnen den Wahlen fern, bedauern VertreterInnen der Community in Österreich.

Die Republik hält am 3. Oktober nationale Wahlen ab. Alle Parteien machen sich Hoffnungen, bei den AuslandsbosnierInnen zu punkten: Sie machen immerhin ein Drittel des Wahlvolks aus. Von den 1,35 Millionen Diaspora-BosnierInnen halten sich mehr als 120.000 in Österreich auf. Die Hoffnung, einen großen Teil von ihnen für die Stimmabgabe begeistern zu können, schwindet: „Wir können nicht zufrieden sein“, beteuert der bosnische Botschafter in Wien, Haris Hrle.

Kompliziertes Wahlprozedere

Die Botschaft unternahm größere Anstrengungen, um den Rücklauf an Stimmen zu steigern – unter anderem besuchte man bosnische Kulturvereine und Sportklubs. „Das Wahlprozedere ist einfach zu kompliziert“, meint Hrle. Um eine Stimme abgeben zu können, müssen Wahlberechtigte entweder nach Bosnien reisen, oder zu den Öffnungszeiten der Botschaft in Wien zugegen sein. Vor allem für Menschen in den Bundesländern sei dieser Aufwand zu groß. Zwar sei auch eine Briefwahl möglich, doch dies sei „schwierig für Menschen ohne Erfahrung mit bürokratischen Vorgängen“, glaubt Hrle.

"Immer weniger Verbindungen"

Ein wesentlicher Grund für das Fernbleiben von der Urne sei jedoch auch in der fortgeschrittenen Integration in Österreich zu suchen, meinen BeobachterInnen: Die meisten bosnischen ImmigrantInnen seien Anfang der Neunzigerjahre nach Österreich gekommen, „sie haben immer weniger Verbindungen zu uns“, beteuert Miso Relota von der Partei der Kroatischstämmigen, HDZ, in Bosnien. Dies bestätigt auch Damir Saracevic, Vorsitzender des ZZI (Zentrum der Zeitgemäßen Initiativen) in Linz: „Unsere Leute haben ihre Identität nicht verloren, aber ihre Verbindung zum Herkunftsland beschränkt sich auf Verwandtenbesuche und Häuslbauen.“ Zudem zeige die bosnische Regierung zu wenig Interesse an den Angehörigen der Diaspora: „Die Politiker kümmern sich nur um sich selbst. Die Menschen hier haben das Gefühl, zu Hause nicht gebraucht zu werden.“ (Denis Dzidic, derStandard.at, 24.8.2010 - Englische Langversion auf balkaninsight.com)