Walburga Habsburg Douglas (51), jüngste Tochter Otto Habsburgs, ist verheiratet mit dem schwedischen Grafen Archibald Douglas. Seit 2006 sitzt sie für die konservative Moderate Sammlungspartei im Stockholmer Reichstag. Im August 1989 war sie Ko-Organisatorin des Paneuropa-Picknicks an der österreichisch-ungarischen Grenze. Ihre Schwester Gabriela Habsburg (53), Bildhauerin, ist seit März 2010 Botschafterin Georgiens in Deutschland.

Foto: Standard/riksdagen.se

Walburga Habsburg Douglas, die das Paneuropa-Picknick 1989 mitorganisiert hat, sieht es heute als Hauptaufgabe ihrer Familie an, die europäische Einigung weiter voranzutreiben, wie sie im Gespräch mit Andreas Stangl erläutert.

STANDARD: Was hat sich am Europa-Engagement der Familie Habsburg in den vergangenen zwei Jahrzehnten konkret verändert?

Habsburg Douglas: Verändert hat sich insofern etwas, als vor 20 Jahren durch den Fall des Eisernen Vorhangs die Sache sehr viel konkreter geworden ist. Davor war das europäische Engagement immer durchdrungen von der Idee, dass man die Staaten, die unter kommunistischem Druck stehen, befreit. Das war eine Kombination aus Europa-Engagement und einer starken Forderung nach Freiheit für diese Staaten; durch den Fall des Eisernen Vorhangs vor 21 Jahren wurde es plötzlich Realität, und seither haben wir versucht mitzuhelfen, dass es diesen Staaten leichter fällt, sich in die europäischen Einigungsbestrebungen einzugliedern.

STANDARD: Sie waren beim legen-dären Paneuropa-Picknick 1989 an der ungarisch-österreichischen Grenze dabei. Wie sehen Sie die Situation der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten in der EU heute?

Habsburg Douglas: Hier muss man jeden Staat einzeln beurteilen. Anfangs war es für diese Staaten zum Teil ein Problem, sich an das Wirtschaftssystem der Europäischen Union anzupassen. Ich glaube, dass die Vorteile des erweiterten Marktes natürlich stark überwiegen. Ich verstehe sehr gut, dass die Staaten, die noch nicht Mitglieder der EU sind, das als eines ihrer Hauptziele ansehen.

Ich arbeite zum Beispiel sehr viel in und mit der Republik Moldau (Moldawien). Da regiert momentan eine Regierungskoalition aus vier Parteien, die "Allianz für Europäische Integration" . Daran sieht man schon das Interesse gerade der Staaten der ehemaligen Sowjetunion, an der europäischen Einigung mitzuarbeiten – und zwar nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, weil man sich Transferzahlungen erhofft, sondern weil es in gewisser Weise auch eine Frage der Sicherheit für diese Staaten ist.

STANDARD: Stichwort EU-Erweiterung: Wie weit sollte die Europäische Union reichen?

Habsburg Douglas: Ich meine, die EU sollte bestimmt die Staaten umfassen, die jetzt in die östliche Partnerschaft eingebunden sind, also Moldawien, die Ukraine und Weißrussland. Aber auch da gilt wieder: Die Staaten sind sehr unterschiedlich. Ich kann mir zum Beispiel kein Weißrussland unter Lukaschenko in der EU vorstellen. Gleichzeitig gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel daran, dass zum Beispiel Armenien oder Georgien auch europäische Staaten sind.

Was die Türkei betrifft, bin ich nicht überzeugt, dass sie ein logischer Bestandteil Europas ist; aber ich halte es rein staatsrechtlich für ein irrwitziges Problem, wenn alle EU-Staaten einstimmig erklären, wir fangen an, mit der Türkei zu verhandeln, und dann plötzlich während der Verhandlungen die Spielregeln verändern. Das ist natürlich keine Sache, die innerhalb von zehn oder 15 oder 20 Jahren passieren wird, weil die Türkei ein ganz großes Stück hinter uns liegt. Aber ich finde es nicht richtig, wenn gewisse Staaten jetzt hergehen und sagen: Sorry – ihr passt nicht dazu. Das hätte man sich überlegen müssen, bevor man mit den Verhandlungen angefangen hat.

STANDARD: Welches Gewicht hat für Sie die unter anderem von Österreich forcierte EU-Donaustrategie. Welche Perspektiven könnten sich daraus ergeben

Habsburg Douglas: Die Strategie umfasst alle Donau-Anrainer. Das ist auch der Grund, warum sich die Moldawier 300 Meter an der Donau gekauft haben. Alles, was die EU, was Europa stärkt, ist gut. Das ist sicher ausgezeichnet, weil es den Ländern, die noch nicht in der EU sind, sehr stark hilft, neben Moldawien auch Serbien. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.8.2010)