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Am Donnerstag hat das Wiener Handelsgericht das Konkursverfahren eröffnet.

Foto: dpa/Weigel

Wien - Die Eltern von 108 Kindern aus Wien stehen kurz vor Schulbeginn ziemlich ratlos da. Der Grund: Der Montessori-Schulverein mit zwei Standorten in der Heiligenstädter und in der Pragerstraße ist pleite. Vor kurzem verzeichnete die Einrichtung noch 200 Schüler in der Primär- und Sekundarstufe. Bis das Unterrichtsministerium den Betreibern im März die Anerkennung - das sogenannte Öffentlichkeitsrecht - entzog und die zugesagten Förderungen strich. Es begründete den Schritt mit Mängeln bei Lehrpersonal und -methoden.

In der Folge kam es zu deutlichen Rückgängen der Anmeldungen und zu finanziellen Anspannungen. Als einziger Ausweg blieb der Konkursantrag, das Handelsgericht Wien eröffnete das Verfahren am Donnerstag. Der Schulverein strebt laut Antrag den Fortbestand und eine Entschuldung im Wege eines Sanierungsplanes an. Entscheiden wird darüber der Insolvenzverwalter.

Für die Eltern ist die Situation bitter. Entweder sie hoffen auf die Weiterführung, oder sie wechseln in eine andere Privatschule. Dritte Möglichkeit: Der Schulinspektor weist einen Platz an einer öffentlichen Bildungseinrichtung zu. Dafür müssen die Kinder aber einige Voraussetzungen erfüllen, beispielsweise dass sie in der Sekundarstufe nicht mehr als zwei Jahre verloren haben.

Die Präsidentin der Österreichischen Montessori-Gesellschaft, Saskia Haspel, betont, dass der insolvente Schulverein kein Mitglied des Dachverbands sei. Sehr wohl sieht sie strukturelle Defizite, weil Schulen in freier Trägerschaft vom Staat finanziell vernachlässigt würden. Für Förderungen etwa gebe es keine gesetzlichen Grundlagen, derzeit liege die durchschnittliche Unterstützung je Montessori-Schüler bei 1000 Euro im Jahr. Folglich leisteten Pädagogen nebenher viel Verwaltungsarbeit. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.8.2010)