Maastricht und Tefaf sind und bleiben auf dem Kunstmarkt die für höchste Qualität stehenden Synonyme. Das erklärt zumindest, warum Veranstalter von Kunstmessen nicht müde werden, diese beiden Begriffe in ihrer Erläuterung zur Konzeption gerne strapazieren. Um ein bisserl von diesem Ruhm zu naschen und offenbar auch mangelnden Selbstwert zu kompensieren.

Obwohl entbehrlich, hat das etwa in Salzburg schon fast Tradition. Seit nunmehr vier Jahren versammelt sich ein Tross von zum Teil namhaften Vertretern des Kunsthandels während der Sommerfestspiele zu einer Kunstmesse, die aber mit der Mutter aller Kunst- und Antiquitätenmessen kaum Gemeinsamkeiten hat.

Immerhin begrüßt die zweite Auflage der "Art Salzburg" (noch bis 22. August) mit Salis & Vertes (Salzburg, Zürich), Galerie Johannes Faber (Wien), Röbbig (München) und Wienerroither & Kohlbacher (Wien) derer vier - von 260 Tefaf-Ausstellern. Selbstredend liefert dieses Quartett eine souveräne Performance, ködert mit einem nicht nur der internationalen Sammlerklientel, sondern auch dem Festspielpublikum geläufigen Programm.

Freilich trennen die Salzachprovinz und das niederländische Mekka der Güte weit mehr als knapp 830 Kilometer. Etwa auch die seit Jahren mangelnde Wertschätzung seitens der Stadtverwaltung oder der lokalen Politprominenz, deren Engagement allenfalls ein Katalogvorwort umfasst. Bei behördlichen Auflagen bleibt man unerbittlich. Das heuer eigens vom Veranstalter organisierte Limousinenservice, das potenzielle Kunden aus dem Umland in die neuerdings Poller-umzäunte Altstadt hätte chauffieren sollen, scheiterte - obwohl dem Ansinnen der Minderung des Individualverkehrs entsprechend - nach wenigen Stunden.

Anrainer hätten sich beschwert, bekam Messeorganisator Wolfgang Pelz zu hören, dem der mit 250.000 Euro dotierte Mietvertrag eigentlich uneingeschränkte Zufahrt garantiert. Ein Scharmützel von schikanöser Beschaffenheit, vergleichbar mit einem bezahlten Hotelzimmer, zu dem der Zutritt verwehrt wird, so Pelz.

Internationales Aroma

Derweilen herrscht in den Räumlichkeiten der ehemaligen erzbischöflichen Residenz recht optimistische Stimmung unter den Teilnehmern. Im Vorjahr hatten viele Besucher vor der Hitzewelle kapituliert, verbrachten die Tage lieber an Seeufern, als das Messeangebot zu sondieren. Aktuell verzeichnete man einen vergleichsweise stattlichen Zulauf mit bis zu 900 Tagesgästen, die sich Sommersouvenirs in Preisklassen um die 25.000 Euro und auch Sechsstelliges gönnen.

Insgesamt bieten die 30 Aussteller einen soliden und facettenreichen Querschnitt durch die Kunstgeschichte, von Volkskunst über feinste Porzellanware bis zu Bildnerischem aus mehreren Jahrhunderten, hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum und mit zum Teil internationaler Provenienz aromatisiert. Eine der mit Abstand gelungensten Präsentationen zeigt Inge Bienenstein (Galerie Bienenstein/Wien), die asiatische Stuccofiguren und -Stelen aus Pakistan oder Kambodscha mit frühen Übermalungen Arnulf Rainers kombiniert. (Olga Kronsteiner, ALBUM/DER STANDARD - Printausgabe, 21./22. August 2010)