Frankfurt - Die als ethische Alternative zu den Großbanken angetretene Noa Bank ist nach weniger als einem Jahr am Ende. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die das Institut seit Wochen im Visier hatte, schloss die Noa Bank am Mittwoch, um das verbliebene Vermögen zu sichern.
"Das gesamte Finanzsystem ist selbstorganisiert, um unbeweglich zu sein. Ich habe versucht es zu ändern, aber ich bin gescheitert", erklärte Bankgründer und -miteigentümer Francois Jozic in seinem Blog auf der Internetseite der Bank. Den bis zu 15.000 Kunden drohen zwar wegen der Einlagensicherung bis zu einer Summe von je 50.000 Euro keine Verluste. Sie müssen aber noch warten, bis sie ihr derzeit eingefrorenes Geld zurückbekommen.
Die im August 2009 an den Start gegangene Bank hatte mit hohen Zinsen auf Tagesgeld von bis zu 2,2 Prozent nach früheren Angaben bis zu 300 Mio. Euro an Einlagen bei den Kunden eingesammelt. Nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) der Direktbank Ende Juni die Annahme weiterer Gelder verboten hatte, waren dort zuletzt noch 172 Mio. Euro angelegt. Das Geld sollte in Form von Krediten in ethische und ökologische Projekte gesteckt werden. Tatsächlich konnte die Bank aber nur einen Bruchteil davon als Kredite ausreichen, der Rest musste am Markt angelegt werden. Die Kapitaldecke erwies sich letztlich als zu dünn.
Ein Großteil des Geldes floss zudem in Jozics Noa Factoring, die seit 2004 Kundenforderungen aufkauft. Sie hatte am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Das brach der Schwester-Bank endgültig das Genick, wie die BaFin erklärte. Ihr drohten Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit, begründete die Aufsicht ihr Moratorium. Jozic erklärte in seinem Blog, das drohende Aus der Bank habe den Insolvenzantrag für Noa Factoring nach sich gezogen. "Ich höre auf zu kämpfen", schrieb er.
Einen Insolvenzantrag gegen die Bank hat die Aufsicht bisher nicht gestellt. Damit Privatkunden ihr angelegtes Geld aus der gesetzlichen Einlagensicherung zurückbekommen, muss die Finanzaufsicht den Entschädigungsfall feststellen. Das könne aber noch Tage oder Wochen dauern, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen. Eine Mitgliedschaft in der Einlagensicherung der Privatbanken lehnte Jozic strikt ab.
Die Aufsicht hatte der Noa Bank, die mit einer Bilanzsumme von 179 Mio. Euro zu den kleineren deutschen Instituten gehört, am 30. Juli mit dem Entzug der Lizenz gedroht, wie ein BaFin-Sprecher sagte. "Wir sind mit Augenmaß vorgegangen", wies er Vorwürfe Jozics am Donnerstag zurück.
Strafanzeige gegen Gründer
Nach einer Strafanzeige gegen Bankgründer Francois Jozic und seinen Geschäftspartner Frederic Lodewyk werde nun geprüft, ob es zu Ermittlungen komme, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitag und bestätigte damit einen Bericht des "Handelsblatts" (Freitagsausgabe). Derzeit würden aber noch Unterlagen geprüft.
Die Anzeige richte sich gegen Geschäfte der Noa-Bank-Tochter Noa Factoring, die am Mittwoch Insolvenz angemeldet hatte. Das Geschäft von Noa Factoring bestand darin, Unternehmen Forderungen gegenüber deren Kunden abzukaufen und das Geld dann selbst einzutreiben - das sogenannte Factoring. Gegen die Noa-Bank-Tochter wird der Vorwurf erhoben, die Forderungen eingezogen, das Geld aber nicht weitergereicht zu haben. (APA/Reuters)