Manila - Auf den Philippinen herrscht Entsetzen über ein Foltervideo: Auf den wackligen Handy-Bildern ist ein am Boden liegender nackter Gefangener zu sehen. Vor ihm sitzt ein Polizist, der um die Genitalien des Mannes ein Seil gezogen hat und immer wieder ruckartig daran zieht. Der auf einem kargen Kachelboden liegende Gefangene krümmt sich vor Schmerzen. Dazwischen schlägt ihm der Polizist immer wieder mit dem anderen Seilende ins Gesicht. Andere Beamte sind ebenfalls zu sehen.

Der Chef der philippinischen Polizei sprach von einem "abscheulichen" Vorfall. Er versprach eine vollständige Aufklärung. Der beschuldigte Inspektor Joselito Binayug sei zusammen mit zehn anderen vom Dienst suspendiert worden. Er müsse sich einer psychiatrische Untersuchung unterziehen, sagte ein Sprecher. Anschließend solle er einen einmonatigen Kurs in der "Werteschule" der Polizei absolvieren.

Ein anderer Polizeisprecher sagte am Donnerstag, seit der ersten Ausstrahlung des Videos am Dienstagabend hätten sich mehrere weitere Männer gemeldet, die behaupteten, in der selben Polizeistation in Manila gefoltert worden seien.

Wer der Mann ist, bei dem es sich um einen kleinen Dieb handeln soll, blieb offen. Beobachter vermuten, dass er inzwischen nicht mehr am Leben ist. Auf den Philippinen gab es immer wieder Berichte über brutales Vorgehen der Polizei und Folterungen. Bisher wurde dies jedoch nie auf Videos festgehalten. (APA)