Foto: Wiener Blut

Der Erfinder des Klubwassers "Wiener Blut" will nichts mit der FPÖ zu tun haben: "Der Begriff steht für ethnische Vielfalt."

Foto: Wiener Blut

Wien - Bisher schaffte es das "Wiener Blut" nach Rom, Berlin und Paris. Neben zwei Parfümerien in der Wiener Innenstadt führt auch in diesen drei Städten jeweils ein Geschäft das Parfum. Seit eineinhalb Jahren werkt Label-Gründer Alexander Lauber an der Verbreitung seines "Klubwassers" nach alter Wiener Rezeptur - und ließ den Namen "Wiener Blut" markenrechtlich schützen.

Dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nun mit dem Begriff wahlkämpft ("Mehr Mut für unser Wiener Blut - zu viel Fremdes tut niemandem gut"), ist dem Werbefachmann gar nicht recht. "Ich habe den Namen gewählt, weil er aus einer Zeit stammt, in der Österreich ein Vielvölkerstaat war. Er steht für mich für kulturelle und ethnische Vielfalt", sagt Lauber.

Dank der FPÖ bekomme das "Wiener Blut" nun aber eine negative Konnotation. "Hier wird er bewusst diskriminierend verwendet." In den letzten eineinhalb Jahren habe er des Öfteren Anfragen bezüglich der Verwendung des Begriffs bekommen, sagt Lauber, unter anderem vom ORF. Von der FPÖ habe sich allerdings niemand gemeldet. An rechtliche Schritte denkt Lauber trotzdem nicht - eine Klage hätte auch wenig Aussicht auf Erfolg.

Zu wenig bekannt

"Dagegen kann er kaum etwas unternehmen", sagt der auf Markenschutzfragen spezialisierte Rechtsanwalt Harald Schmidt. Laut dem Experten könnte Lauber nur dann klagen, wenn es entweder um ein ähnliches Produkt ginge oder die Marke derart bekannt wäre, dass auch bei einem nicht ähnlichen Produkt die Gefahr einer Rufausbeutung oder Rufschädigung bestehen könnte.

Dafür sei diese Marke aber viel zu wenig bekannt: "Bei ,Wiener Blut' denkt doch jeder zuerst an Musik, aber kaum jemand an ein Parfum." Den Titel eines Musikstücks als Parfummarke schützen zu lassen sei hingegen kein Problem. Das Urheberrecht für "Wiener Blut" lag zwar bei den Erben von Johann Strauß, ist aber längst erloschen.

So konnten etwa auch die deutschen Brachialrocker Rammstein einen auf den Fall Josef F. gemünzten Song Wiener Blut nennen. "Dabei handelt es sich überdies um eine Persiflage", sagt Schmidt. Auch Falco hatte, als er sein 1988 erschienenes Album Wiener Blut nannte, keine Urheberrechtsprobleme.

Firmengründer Lauber hat sich den Namen "Wiener Blut" sicherheitshalber auch für Schmuck, Leder, Textilien, Schuhe und Hüte schützen lassen. Derzeit arbeiten die von ihm beauftragten Parfümeure allerdings an einer Neuauflage des Duftes. Er soll im Oktober auf den Markt kommen. "Bis dahin ist die politische Diskussion ums Wiener Blut hoffentlich längst beendet", sagt er.(Martina Stemmer, DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2010)