Gemünd - Das NS-"Ordensburg" Vogelsang, von 1934 bis 1936 als eine von drei "Reichsschulungslager" in einem neomittelalterlichen Stil errichtet, wird ab 2011 für 40 Millionen Euro in ein Besucherzentrum mit einer Dokumentation zur NS-Geschichte, Ausstellungen über den Nationalpark und die Eifel umgebaut.

Aktuell wird der Gebäudekoplex für "Künstlerische Intervention", eine Reihe von Projekten der Kunsthochschule für Medien Köln, genutzt. "Liste I Schöne Literatur" nennen etwa die Kölner Künstler Christine Thon und Lars Beuse ihr Projekt: Thon kratzte mit einem Stift in das harte Fensterglas, die Summe der Kratzer ergeben einen Sinn: Hemingway, Tucholsky, Ringelnatz - 131 Namen, die die Nazis im Mai 1933 im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels auf die Verbots-Liste setzten. "Vogelsang ist ein Symbol für die Elitebildung der Nazis", sagt Beuse. "Bildung unter den Nationalsozialisten, das war Wissensselektion." Das wollen sie den Besuchern klarmachen. Stundenlang "scratchen" die beiden die Fensterscheiben stumpf. Ausgespart bleiben die Namen.

Die drei bearbeiteten Fenster sind Teil der Fensterfront mit einer grandiosen Aussicht. "Wir wollen Vogelsang etwas kleiner machen", sagt Beuse - und meint das sinnbildlich bezüglich dieses Beispiels eines nationalsozialistischen Größenwahns: Ein Gebäudekomplex mit 70.000 Quadratmetern Nutzfläche, auf Effekt hin in die Hügellandschaft gesetzt, ist Vogelsang  heute das größte Denkmalschutzprojekt in Nordrhein-Westfalen.

Signalisiert wird die Haltung des Betreibers mit dem modernen Namenskonstrukt "Vogelsang ip". Das "ip" steht für "internationaler Platz" und für die angestrebte Neuinterpretation Vogelsangs als Ort der Toleranz, des friedlichen Miteinanders und der intensiven Naturbegegnung. (APA/dpa/red)