Wer hat schon einmal von Lappeenranta gehört? Vermutlich Angler, Naturfreaks - und natürlich Russen. Die Grenze zu Russland ist hier nahe dem Finnischen Meerbusen gar nicht weit.

Im Bild: Der Hafen, hier kann man seine Abende verbringen.

Foto: goSaimaa.fi/Mikko Nikkinen

Mit der MS Carelia von der südkarelischen Metropole Lappeenranta durch den Saimaa-Kanal nach Vyborg am Finnischen Meerbusen. Die Fahrt dauert runf fünf Stunden, auch wenn der Kanal nicht einmal 50 Kilometer lang ist.

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Erst seit dem Ende der Sowjetunion sind solche Reisen möglich. Nach der Teilung Kareliens 1947 verlief der 1856 gebaute Kanal sowohl über finnisches als auch über sowjetisches Staatsgebiet. Der damalige Staatspräsident Urho Kekkonen überzeugte die Russen, den Nachbarn ihren Anteil am Kanal zu verpachten.

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Der Saimaa-Kanal bringt es auf eine Länge von 43 Kilometern, 23 Kilometer davon sind finnisch, 20 sind russisch. Die Höhendifferenz liegt bei 76 m. Acht Schleusen stufen die Wasserstraße, auf der Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 2.000 bis 2.500 Tonnen verkehren dürfen. Rundherum: Viel Wald.

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Die Wasserstraße bedeutet für die Finnen Zugang zum Finnischen Meerbusen. Einst war er für die Holzindustrie ein wichtiger Transportweg...

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......heute bevölkern vor allem Touristenschiffe und Segler das Gewässer.  Karelien erstreckt sich auf einer Fläche von rund 200.000 Quadratkilometern vom Ladogasee im Süden bis zum Polarkreis im Norden und vom Finnischen Meerbusen im Westen bis zum Weißmeer im Osten.

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Jedem Finnen seine Wochenendhütte: In den Mökkis verbringen die Leute die Sommermonate, hören schwermütige Sibelius-Weisen (der finnische Komponist hatte eine besondere Beziehung zu diesem Landstrich und eine eigene Karelien-Suite komponiert) schlagen Mücken und Zeit tot und fischen - so sagt man. Nicht mehr ganz so oft wie früher bringen sie sich irgendwann um.

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Mit der Abtretung der Gebiete nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Finnland rund ein Zehntel seines Staatsgebietes. Was dem Land von Karelien blieb, wird heute als Südkarelien und Nordkarelien bezeichnet. Der Saimaa-See (im Bild) umfließt tausende Eilande.

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Riutansaari: Eine der fast 14.000 Inseln - dabei sind nur jene mitgezählt, die größer sind als zehn mal zehn Meter. Hier sagen sich Elch und Biber gute Nacht.

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Jeder Reisende gelangt einmal an sein Ziel: Ankunft mit der MS Carelia bei den russischen Nachbarn in Yyborg. Viele Finnen ließen hier 1947 ihr Hab und Gut zurück und haben den Russen die Entwurzelung bis heute nicht verziehen.

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Rund 80.000 Einwohner zählt Vyborg heute. Mit allerlei dubiosen Geschäften verdiene man hier den Lebensunterhalt, munkeln die Finnen.

Im Bild die Festung

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In der dereinst florierenden Handelsmetropole blättert heute vielerorts der Putz ab.

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Für Juwelen wie die Bibliothek vom finnischen Stararchitekten Alvar Aalto fehlt das Geld. Mit finnischer Unterstützung soll sie nun saniert werden. Derweil wird sie ganz einfach - benützt.

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Neuen Schwung erhofft man in der dereinst florierenden Handelsmetropole von Neuzuwanderern durch gut bezahlte Jobs beim Bau der Ostsee-Gaspipeline nach Deutschland.

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Wohl auch deswegen leben hier viele junge Leute - und die heiraten gerne früh. Dementsprechend hoch ist die Scheidungsrate.

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Die Stadt hat sich viel von ihrem finnischen Charakter erhalten. Eine Besonderheit ist hier nicht ersichtlich: Die Einwohner legen wert darauf, ihren Fensterrahmen unterschiedliche Farben zu verpassen.

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Nicht ganz so fein wie der Hauptplatz sind naturgemäß manch verborgene Gässchen.

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Immer einen Besuch wert: Eine städtische Markthalle. Wer russisch oder finnisch kann, ist natürlich beim Feilschen besser dran.

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Der Rückweg zum Saimaa-See erfolgt zu Wasser oder zu Land. Natürlich besuchen auch die Russen ihrerseits ihre Nachbarn: Finnland ist sauber und sicher, die Finnen sind gesetzestreu, und die Kriminalität ist niedrig. Für viele Russen Grund genug, sich hier um Ferienhäuschen oder Eigenheime umzusehen.

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Der Saimaa ist hier in Südkarelien überall. Der größte finnische und viertgrößte Binnensee Europas löst sich in unzählige Arme und Ärmchen auf und zerfließt in zahlreiche Seen.

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Selbstverständlich ist hier nicht nur Schwimmen, Fischen, Paddeln oder Wandern angesagt. Hier die Erkundung des ehemals streng bewachten Grenzwalls zu Russland. Heute muss man vor allem die Steckmücken ertragen.

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Aber danach kann man ja wieder die Seele baumeln lassen. (rb)

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