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Vorübergehend ein schwerer Schlag für Mirna Jukics Karriere. Die erfolgreiche Schwimmerin erkrankte 2006 am Pfeifferschen Drüsenfieber.

Foto: APA/Robert Jäger

Schwimmerin Mirna Jukic, Tennis-Star Roger Federer und Schifahrer Christian Mayer haben mit der Viruserkrankung Bekanntschaft gemacht und sind mit dieser Erfahrung längst nicht alleine. Das Pfeiffersche Drüsenfieber zwingt namhafte Athleten in regelmäßigen Abständen zu Trainingspausen oder Beendigung ihrer Karriere. 

„Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist keine typische Sportlerkrankheit, bekommt aber in diesen Fällen besonders viel Aufmerksamkeit", weiß Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Department für Virologie an der Medizinischen Universität in Wien. Eine temporäre Präsenz, zwischenzeitlich ist das Interesse an dieser Erkrankung dagegen erstaunlich gering und das obwohl das verursachende Epstein-Barr-Virus eigentlich allgegenwärtig ist. Immerhin liegt die Durchseuchungsrate der Normalbevölkerung bei 90%. Jedoch: Nur 10% der Infizierten bekommen auch Krankheitssymptome und diese werden oft als Erkältungsbeschwerden verkannt.

Infektion über den Speichel

„Kissing disease" wird die fieberhafte Viruserkrankung, die im offensichtlichsten Fall mit schmerzhaften Schwellungen der Lymphknoten am Hals, Entzündung der Rachenmandeln, Fieber und Gliederschmerzen einhergeht, auch gerne genannt. Der klingende Name rührt vom üblichen Infektionsweg her, denn der infektiöse Speichel lässt das Virus beim Küssen problemlos vom einen zum anderen gelangen.

„Keiner weiß, warum in der Folge einer am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt und ein anderer nicht", sagt Puchhammer-Stöckl und mutmaßt, dass es möglicherweise mit der Menge der Viren zu tun hat, die in den menschlichen Organismus eindringen. Ob es tatsächlich an der Höhe der Viruslast liegt oder aber unterschiedliche genetische Varianten den Ausbruch einer Mononucleose promoten, ist nach wie vor ungeklärt. Im Grunde ist das aber egal, denn in den meisten Fällen ist die Sache ohnehin innerhalb weniger Wochen gegessen. Fast immer heilt die infektiöse Mononucleos spontan wieder aus.

Monatelang müde

Das Problem ist nur: Nicht immer verläuft das Pfeiffersche Drüsenfieber so klassisch wie oben beschrieben. Manchmal leiden die Betroffenen unter einer bis zu einem Jahr anhaltenden chronischen Müdigkeit und immer wiederkehrenden abendlichen Fieberschüben. Schifahrer Christian Maier und Fußballer Olaf Bodden hat das ihre Karriere gekostet. 

Warum es zu solch langwierigen Verläufen kommt wissen die Experten nicht. „Das was man sieht ist eine relativ harmlose Mononucleose. Rein laborchemisch betrachtet handelt es sich jedoch um eine fulminante Geschichte", weiß Puchhammer-Stöckl. Was jeder infizierte Mensch nämlich braucht ist eine starke Immunantwort, um infizierte Zellen zu entfernen und eine Virusvermehrung zu limitieren. „Der immunkompente Mensch hat damit in der Regel keine Probleme, bei manchen dauert es allerdings seine Zeit", ergänzt die Virologin. 

Das erklärt vermutlich, warum sich ausgerechnet vermeintlich fitte Sportler mit dieser Erkrankung so quälen. Intensives Training und mangelhafte Regeneration schwächen das menschliche Immunsystem. In der Sportmedizin wird dieser Effekt als „Open Window" bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine zeitlich begrenzte Infektanfälligkeit unmittelbar nach hohen körperlichen Belastungen. Während der Organismus damit beschäftigt ist belastungsbedingte Schäden wieder gut zu machen, stehen Viren Tür und Tor offen zum Eindringen.

Anschwellende Milz

Dem Leistungssportler bleibt nichts als das Training zu unterbrechen, denn therapeutisch bietet sich sonst wenig an. „Ursächliche Therapie, gibt es wie bei den meisten Virusinfektionen keine. Trotzdem lohnt sich eine korrekte Diagnose mittels Antikörperprofil", so Christoph Steininger, Internist an der Universitätsklinik für Innere Medizin I im Wiener AKH. Er warnt davor die Infektion gänzlich auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn selten aber doch kommt es infolge einer Anschwellung der Milz zur Milzruptur. Außerdem wird das Virus mit der Entstehung einiger Blutkrebsformen in Zusammenhang gebracht. Die richtige Diagnose ist für Patienten mit Beschwerden also entscheidend. 

„Fürchten vor einer zukünftigen Leukämie muss sich der Infizierte nicht", betont Steininger. Geduldig darf man das Pfeiffersche Drüsenfieber also im Alleingang aussitzen, vorausgesetzt man weiß, dass plötzliche Bauchbeschwerden auf eine drohende Milzruptur hindeuten könnten. Der Weg zum Arzt bleibt dann als alleinige Option. (derStandard.at, 19.08.2010)