Wien - In Neuseeland haben Keas keinen allzu guten Ruf. Die etwa 45 Zentimeter große Papageienart, die in den Bergregionen der südpazifischen Insel lebt, malträtiert zum Beispiel recht gerne die Gummidichtungen parkender Autos. Auch sonst treiben die verspielten Tiere allerlei Schabernack und lassen unsere diebischen Elstern in Sachen Stehlen alt aussehen.

In der Verhaltens- und Kognitionsforschung erfreuen sich Keas deshalb großer Beliebtheit - und überraschen die Wissenschafter immer wieder mit ihrer Intelligenz. Eine der jüngsten Proben ihrer Schlauheit gaben die Tiere in Experimenten, welche die an der Uni Wien tätigen Kognitionsforscher Ludwig Huber und Gyula Gajdon gemeinsam mit zwei japanischen Kollegen durchführten.

Die Forscher stellten Keas zunächst vor die Aufgabe, Futter aus Behältern zu "stehlen", die mit bis zu drei Riegeln gesichert waren. Weil das zu einfach wurde, bauten die Forscher ein Schloss, bei der ein Riegel den anderen sicherte, ehe die Vögel zum Futter gelangen konnten.

Auch dieses Problem konnten die Vögel lösen. Noch schneller ging das allerdings - und das ist das Neue an der Veröffentlichung im Fachblatt Animal Cognition -, wenn die Tiere die Versuchsanordnung zuvor "studieren" konnten. Was wiederum darauf schließen lässt, dass Keas planvoll vorgehen können und nicht einfach nur "herumprobieren", wie man bisher dachte. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 17.08.2010)