Bild nicht mehr verfügbar.

Bei extremen Ausprägungen der Narkolepsie kann es zu regelrechtem Schlafzwang kommen. Schweizer Wissenschafter konnten nun ein Rätsel rund um die "Schlummersucht" klären.

Foto: AP/Alvaro Barrientos

Lausanne/Bern - Lausanner Forscher ist es gelungen, ein Rätsel rund um die im Volksmund auch "Schlummersucht" bezeichnete Narkolepsie zu klären. Die Wissenschafter haben ein Gen identifiziert, dass davor schützt, an dem seltenen Leiden zu erkranken. Diese Entdeckung stelle einen Meilenstein in der Schlafforschung dar, wie die Universität  Lausanne am Montag mitteilte.

Narkolepsie ist eine Erkrankung, die durch eine starke Schläfrigkeit tagsüber gekennzeichnet ist. Dafür leiden Narkoleptiker in der Nacht an Schlafstörungen. Dazu kommen starke Muskellähmungen, die durch starke Emotionen wie Freude oder Ärger ausgelöst werden. Allerdings tritt die Krankheit nur selten auf - man geht von einem Erkrankten pro 2.000 Einwohner aus.

Die Narkolepsie-Forschung hat in den letzten 30 Jahren aufgezeigt, dass fast alle Narkolepsie-Patienten Träger des für bestimmte Aspekte des Immunsystems verantwortlichen Gens HLA-DQB1. Zudem wurde im Gehirn der Patienten ein Mangel des Hormons Orexin festgestellt, das den Schlaf-Wach-Zyklus steuert.

Rätselhafte Autoimmunerkrankung

Lausanner und Genfer Forscher um Mehdi Tafti von der Universität Lausanne konnten Anfang dieses Jahres nachweisen, dass es sich bei Narkolepsie - wie schon früher vermutet - um eine Autoimmunerkrankung handelt: Das eigene Immunsystem greift bei betroffenen Menschen Nervenzellen im Gehirn an, die Orexin herstellen.

Ungelöst blieb indes die Frage, warum 15 bis 25 Prozent der Bevölkerung das HLA-Gen in ihrem Immunsystem tragen, also die genetischen Voraussetzungen für die Krankheit hätten, aber nur 0,05 Prozent der Bevölkerung an Narkolepsie erkranken.

Professor Tafti ging dieser Frage in Zusammenarbeit mit einem internationalen Wissenschafterteam nach. Sie verglichen genetische Variationen von 1.000 Narkolepsie-Patienten mit denen von 1.200 gesunden Kontroll-Probanden, die ebenfalls Träger des HLA-Gens sind.

Kopierter Schutzengel

Dabei fanden sie heraus, dass eine Kopie des HLA-Gens die Rolle eines Schutzengels spielt. "Gene werden in zwei Kopien vererbt, eine Kopie stammt von der Mutter, die andere vom Vater. Wir haben mit unserer Studie zeigen können, dass besonders die zweite Kopie des HLA-Gens eine entscheidende Rolle spielt", erklärt Tafti.

"Mehr als 30 Prozent aller gesunden Träger des HLA-Gens sind ebenfalls Träger einer protektiven Kopie dieses Gens, die das Risiko für die Entstehung der Narkolepsie 50-fach senkt." Die Studie bestätige die entscheidende Rolle des HLA-Gens bei der Narkolepsie. Außerdem liefere sie eine Erklärung dafür, warum die Erkrankung so selten auftritt, schreibt die Universität Lausanne. Ergebnisse der Studie werden in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht. (red/APA/sda)